Atemschule

Frage:
Ich (weibl., 38 Jahre) habe seit über 20 Jahren Asthma. Dr. Bruker schreibt, dass die Behandlung des Asthmas mit der Atmung beginnen sollte. Können Sie die Atemübungen nochmals erklären?

Antwort:
In der Schulmedizin gilt Asthma als eine reversible Atemwegsobstruktion auf entzündlicher Basis. Man spricht gerne vom hyperreagiblen Bronchialsystem. Die übliche symptomatische Therapie besteht im Inhalieren bronchodilatatorischer (die Bronchien er weiternde) und/oder antientzündlicher Medikamente. Die Dosieraerosole führen den Patienten langfristig in eine Abhängigkeit.

Aus ganzheitlicher Sicht sind beim Asthma zwei Komponenten zu berücksichtigen. Asthma ist eine kombinierte ernährungs- und spannungsbedingte Krankheit. Etwa fünfzig Prozent der Asthmafälle sind alleine durch Änderung der Ernährung positiv beeinflussbar. Ein hoher Frischkostanteil wirkt sich günstig aus. Das tierische Eiweiß ist streng zu meiden.

Liegen den asthmatischen Beschwerden Lebensprobleme zugrunde, sollte der Patient einen guten Lebensberater aufsuchen, um die bestehenden Konflikte zu lösen.

Dr. Max Otto Bruker erklärte jedem Asthmakranken die Wichtigkeit der Atemhilfe: Da beim Asthmatiker eine Störung der Atemfunktion vorliegt, ist es sinnvoll, die Atmung durch geeignete Übungen zu regulieren und wieder in einen natürlichen Rhythmus zu bringen. Die Atemhilfe ist wichtig, damit der Patient der Krankheit nicht hilflos ausgeliefert ist. Die Atmung wird vom vegetativen Nervensystem gesteuert, geschieht also unbewusst, dennoch ist eine gewisse bewusste Einflussnahme auf die Atmung möglich. Dem Gesunden ist die Atmung im Allgemeinen auch im Wachzustand nicht bewusst. Dem Asthmakranken ist jeder Atemzug bewusst, den er sich äußerst mühsam abringen muss. Die Atmung des Asthmatikers ist gegenüber der normalen Atmung des Gesunden erheblich verändert. Beim gesunden Menschen dauert die Einatmung etwas länger als die Ausatmung. Zwischen Einatmung und Ausatmung liegt keine Pause. Nach der Ausatmung entsteht eine kurze Atempause, die schöpferische Pause.

Beim Asthmakranken ist die Zeitdauer der Einatmung verkürzt und die der Ausatmung verlängert. Auch fehlt die »schöpferische Pause«. Ferner atmet der Asthmatiker nicht ganz aus. Die Einatmung beginnt bereits, ehe die tiefe Ausatmung erreicht ist. Der Patient läuft also in ständiger Einatmungsstellung mit aufgeblähtem Brustkorb herum. Das Ziel jeder Atembehandlung muss deshalb sein, voll ausatmen zu lernen. Folgende Übung hat sich bewährt: Der Kranke legt sich mit dem Rücken flach auf eine möglichst harte Unterlage. In dieser Lage haben Zwerchfell und Bauchraum die Möglichkeit, sich unbehindert zu bewegen, während sie im Sitzen eingeengt werden. Nun bittet man den Kranken, vorsichtig im angegebenen Rhythmus zu atmen: langsam einatmen, ohne Pause so rasch wie möglich ausatmen, und dann kommt das Wichtigste, die Atempause. Da der Asthmatiker gewohnt ist, laut hörbar und mit Anstrengung auszuatmen, besteht eine weitere Übung darin, geräuschlos zu atmen. Diese Atemübungen sollte der Betroffene in Ruhe und Gelassenheit ein- bis zweimal täglich 10 –15 Minuten ausführen. Anfangs wird es dem Kranken sicherlich schwer fallen, die eingefahrene Fehlatmung aufzugeben, doch es ist ja seine Aufgabe, wieder Vertrauen zu erlangen und sich zu entspannen.

Literatur: Naturheilkunde, emu – Verlag 4. Aufl.

Autor: Dr. med. Jürgen Birmanns