Politisches Engagement

Stellungnahme Ilse Gutjahr-Jung

 

1. Vorsitzende der Gesellschaft für Gesundheitsberatung GGB e. V.
zu Vorwürfen der angeblichen Rechtsradikalität von Dr. M. O. Bruker

Angebliche SA-Mitgliedschaft

Immer wieder tauchen Gerüchte auf, Dr. M. O. Bruker sei Mitglied der SA gewesen. Bruker hat das zu Lebzeiten vehement bestritten und sich von jeglichen Versuchen, ihn ideologisch zu vereinnahmen, aufs Schärfste distanziert.

Bei erneuten Nachforschungen ist im Bundesarchiv nun die Karteikarte aus dem „Reichsarztregister“ aufgetaucht. Auch hier gibt es keinerlei Einträge – keine Parteimitgliedschaft, keine Zugehörigkeit zu sonstigen verdächtigen Organisationen.

Der Verdacht liegt nahe, dass durch solche Anschuldigungen immer wieder versucht wird, Brukers Person in Misskredit zu bringen, um so sein Ansehen und seine Glaubwürdigkeit als Arzt in Frage zu stellen.

PDF-Download Reichsarztregister

Mitgliedschaft in der FSU (Freisoziale Union)

Eine Beitrittserklärung oder den schriftlichen Nachweis über eine FSU-Mitgliedschaft habe ich (bisher) nicht gefunden. Dr. Bruker erwähnte jedoch, er sei Mitglied und erhielt auch deren Informationen. Die FSU war eine Vereinigung, deren zentrales Anliegen die zinsfreie Wirtschaftsordnung nach Silvio Gesell war. Dies war für Dr. Bruker die Motivation, sich für die FSU zu interessieren. Über lange Zeit hielt er Vorträge zu diesem Thema.
Etwa Mitte der 80er-Jahre trat er aus der FSU aus. Silvio Gesell wird auch von bedeutenden Ökonomen anerkannt. Antisemitismus und Rassismus lehnte er ab, auch Nationalismus ist er entgegengetreten.

 

Präsidentschaft im WSL

Im WSL (Weltbund zum Schutze des Lebens) war Dr. Bruker Vizepräsident bzw. Präsident. Sitz des WSL war in Vlotho im Hause des „Collegium Humanum“, das vom Ehepaar Haverbeck geleitet wurde. Der seinerzeit neue WSL-Geschäftsführer Joachim Hartenstein informierte Dr. Bruker 1982 über dort stattfindende rechtsextreme Veranstaltungen und Verquickungen mit dem WSL. Daraufhin legte Bruker sofort sein Amt nieder. Dr. Bruker: „Im WSL muss eine hundertprozentige Säuberung von NS-Tendenzen erfolgen, also die Trennung vom Collegium Humanum.“ (s. Vlothoer Tageblatt Nr. 280 vom 4.12.1982, „David gegen Goliath“, S. 97, emu – Verlag).

Aufgrund dieser Äußerungen in der Presse verklagte ihn Frau Haverbeck wegen Verleumdung. Bruker verlor den Prozess, weil das Gericht befand, er habe keine ausreichenden Beweise für deren neonazistische Aktivitäten erbracht. Im Jahr 2008 schließlich verbot das Bundesverwaltungsgericht den rechtsextremen Verein „Internationales Studentenwerk Collegium Humanum“ (AZBVerwG 6 A 2.08 und 6 A 3.08).

 

Namensnennung im wissenschaftlichen Beirat lt. Zeitschrift…

Namensnennung im wissenschaftlichen Beirat lt. Zeitschrift der „Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung“. Dr. Bruker hatte einen Autounfall, an dem ein Herr Weis beteiligt war von der „Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung“. Herr Weis war begeistert von Dr. Brukers Anti-Atomkraft-Engagement, u. a. gegen das AKW Würgassen.

Seitdem führte die Gesellschaft jedoch in ihrer Zeitschrift seinen Namen im wissenschaftlichen Beirat. Mitglied war er dort nie, Beiträge von ihm erschienen in der Zeitschrift nicht. Als Bruker die Rechtslastigkeit der Zeitschrift und des Vereins wahrnahm, ließ er seinen Namen sofort streichen.

 

Angebliche Unterschrift unter einem Aufruf „Ausländer Stop“

Dr. M. O. Bruker: „Falls meine Unterschrift unter dem Aufruf ‚Ausländer Stop‘ vorliegt, ist sie unter Vorspiegelung von Falschaussagen erschlichen worden. Ich distanziere mich zum wiederholten Male von allen Aktionen dieser Art“ (DER GESUNDHEITSBERATER 9/1990, David gegen Goliath, S. 100, 2011, emu – Verlag).
Siegfried Pater, Journalist: „Bei den Initiatoren des Aufrufs ‚Ausländer Stopp‘ bin ich ebenfalls fündig geworden. Eine Unterschrift von Max Otto Bruker unter diesem Aufruf gibt es nicht. Er wurde einfach unter den Aufruf als einer der Erstunterzeichner abgedruckt, um einen prominenten Arzt dabei zu haben, so die Aussage einer Zeugin.“(s. Pater: Dr. Max Otto Bruker – Der Gesundheitsarzt, S. 187, RETAP – Verlag, ISDN 3 – 931988 – 07 – 04).

 

„Grüne Liste Rheinland Pfalz“

Als überzeugter Atomkraftgegner war Dr. Bruker begeistert von den GRÜNEN und ihren ökologischen Anliegen. Er hielt Kontakt zu Petra Kelly und war damit einverstanden, dass sein Name auf die „Grüne Liste Rheinland Pfalz“ gesetzt wurde. Aus beruflichen Gründen musste er sich davon abwenden. Mit der später entstandenen „NPD-Grüne-Liste“ hatte Bruker nicht das Geringste zu tun.

 

5% Block

Verschiedene Bürgerbewegungen und Parteien überlegten in den 70er-Jahren, sich in einem Block zusammenzuschließen. Dr. Bruker: „Diesen Überlegungen stand ich eigentlich aufgeschlossen gegenüber, unter der Bedingung, dass wirklich alle mitmachen.
Eine Frau Erika Herbst, die auch im WSL tätig war und die in einer von ihr herausgegebenen Schriftenreihe, die etwa ‚Gesundheit für alle‘ hieß, meine Ernährungskonzepte propagierte, hatte mich auf einer Versammlung des 5-Blocks, an der ich gar nicht teilnahm, als zweiten Stellvertreter benannt. Ich habe dann versucht, das wieder loszuwerden.“ Das erledigte sich recht schnell. Der 5%-Block scheiterte. (s. Pater, Dr. med. Max Otto Bruker, Der Gesundheitsarzt, S. 180, RETAP – Verlag).

 

„Durch diese Fragen ist mir noch einmal deutlich geworden, wie zweischneidig auch vermeintlich seriöse Internetforen sind…“

Als wir Dr. Bruker kennenlernten, gab es noch kein Internet und keine Foren. Die dort vorherrschende Meinungsbildung können wir nicht beeinflussen – es ist ein nahezu rechtsfreier Raum. Dr. Bruker war ein engagierter Arzt und im In – und Ausland als versierter Atomkraftgegner bekannt. Er engagierte sich für den IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges). Bereits Ende der 60er-Jahre strengte er einen Prozess gegen die Errichtung des AKW Würgassen an.

Über Jahrzehnte wies er unermüdlich auf die gesundheitlichen Risiken durch minderwertige Produkte der Nahrungsmittelindustrie hin und musste sich gegen massive Prozessandrohungen der Zuckerindustrie zur Wehr setzen. Wie anderen Zweigen der Nahrungsmittelindustrie, war Dr. Bruker auch der Milchwirtschaft über Jahrzehnte ein Dorn im Auge, so dass sich bereits 1988 das Bundesgesundheitsamt und das damalige Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit einschaltete und gegen seine Aufklärung rechtliche Schritte in Erwägung zog. Anlass war sein Artikel „Über den Unwert der heutigen Milch“ (s. Ilse Gutjahr: David gegen Goliath, 2011, emu – Verlag).

In mehreren hundert Veröffentlichungen und öffentlichen Vorträgen, in seinen 25 Büchern,
findet sich nicht eine einzige rechtsradikale Äußerung Dr. Brukers.

 

Ilse Gutjahr-Jung

 

Die Gesellschaft für Gesundheitsberatung GGB e.V., die Dr. Max Otto Bruker 1978 gründete, lehnt jegliches rechts- oder linksradikales, extremistisches sowie menschenfeindliches Gedankengut vehement ab. Sie ist, wie in ihrer Satzung verankert, parteipolitisch und konfessionell neutral und wirtschaftlich unabhängig. Die GGB e.V. positioniert sich klar gegen jede Form der Diskriminierung und heißt alle Menschen ungeachtet ihrer Ethnie, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Ausrichtung willkommen.

 

Interview „Menschen in Not gehört geholfen“ mit Dr. Bruker (Feb. 1993)

Wir erleben im Augenblick eine Welle des Ausländerhasses. Wie berührt Sie das?

„Das finde ich furchtbar und empörend. Zu dem wohl ältesten Menschenrecht gehört das Menschenrecht auf Asyl. Wenn Menschen sich ihres Lebens nicht mehr sicher sind, weil sie psychisch oder physisch bedroht werden, wenn offensichtlich Morde geschehen, dann darf man nicht zusehen, sondern muß diesen bedrohten Menschen Schutz und Hilfe anbieten – unabhängig von allen politischen und nationalen Gegebenheiten. Dies ist eine rein humanitäre Angelegenheit und nicht diskutierbar!

[…]

Was jeder von uns konkret tun kann? Auf den Nächsten, der ein Ausländer ist, zugehen: mit ihm reden, für seine Probleme Verständnis haben, ihm menschlich begegnen. Letztendlich ist jeder von uns ‚Ausländer‘, sobald er den Fuß über noch vorhandene Grenzen setzt.“

Dr. med. Max Otto Bruker, Gesundheitsberater – Februar 1993

 

PDF-Download des gesamten Interviews mit Dr. Bruker zu Ausländerfeindlichkeit u.a.

 

Stellungnahme der Dr.-Max-Otto-Bruker-Stiftung

Zu den haltlosen Vorwürfen einer angeblichen Rechtsradikalität Dr. Brukers dokumentieren wir anbei die Vorgänge um seine Distanzierung von rechtsextremen Mitgliedern und dem Ehepaar Haverbeck im Weltbund zum Schutze des Lebens. Als zeitweiliger Präsident des WSL nutzte der in der Öffentlichkeit bekannte ganzheitliche Arzt Dr. Bruker diesen Verein, um die Bevölkerung über die Gefahren von Atomkraft zu informieren und aufzurütteln.

Je mehr Dr. M. O. Bruker Kritik an der Nahrungsmittel-Industrie, an der Atom-Industrie übte und gezielt über die Ursachen (und Verursacher!) von Krankheiten schrieb und sprach, umso mehr nahmen die Angriffe gegen ihn zu. Allein die Klage-Androhungen der Zuckerindustrie, vertreten durch deren Rechtsanwalt Holste aus Hamburg (dokumentiert in den Büchern »Zucker, Zucker« und »Unsere Nahrung – unser Schicksal«, emu-Verlag), sind äußerst aufschlussreich. Bruker war jedoch auf juristischer Ebene nicht beizukommen

1981 fand in Hamburg der erste »Gesundheitstag« der »alternative Szene« statt. Dr. Bruker war als Referent geladen und sollte im Auditorium maximum, dem größten Hörsaal, sprechen. Der Ausverkauf aller Plätze wurde lange vorher von Seiten der Veranstalter gemeldet. Drei Tage vor dem angesetzten Termin erteilte »man« ihm telefonisch eine Absage wegen »rechtsradikaler Tendenzen« – ohne diesen Vorwurf weiter zu belegen. Mein Mann Wolfgang Gutjahr, er war damals Geschäftsführer der Gesellschaft für Gesundheitsberatung (er starb am 13. Januar 1990), und ich fuhren zur angesetzten Pressekonferenz nach Hamburg. Dort hörten wir, die Ausladung Brukers erfolgte aus finanziellen Gründen auf Druck diverser Aussteller. Sie drohten, ihre Stände zurückzunehmen, das könne man sich nicht leisten. Hinter vorgehaltener Hand hieß es, »die Industrie« sei an dieser Aktion beteiligt. Mit dieser Aussage konnten wir nichts anfangen. Die Angriffe, von verschiedenen unbelegten Gerüchten begleitet, nahmen seitdem massiv zu. Bioläden und teilweise auch Buchhändler warfen die Bruker-Bücher aus dem Angebot.

Der heftigste Vorwurf gegen Dr. Bruker war seine Präsidentschaft im WSL (Weltbund zum Schutze des Lebens). Seit den 60er Jahren engagierter er sich leidenschaftlich gegen den Bau von Atomkraftwerken. Er schloss sich dabei Organisationen an, von denen er sich mehr Durchsetzung versprach, als er sie als Einzelner erreichen konnte. Dazu gehörte auch der WSL. Dort leitete er den Arbeitskreis Atom und wurde zum Vizepräsidenten, später Präsidenten, gewählt. Seine WSL-Arbeit führte er ab 1978 von Lahnstein aus. Der Sitz des WSL war jedoch im westfälischen Vlotho im Collegium Humanum, das wiederum vom Ehepaar Haverbeck geleitet wurde. Dr. Bruker hatte keine Ahnung, dass unter deren Leitung rechtsradikale Veranstaltungen abgehalten wurden und persönliche Rechtslastigkeit vorlag. Erst durch den neuen Geschäftsführer Hartenstein wurde er über diese Interna informiert. Dr. Bruker trat daraufhin von der Präsidentschaft zurück. Der nachfolgende Bericht im Vlothoer Tageblatt vom 4.12.1982 macht die damalige Situation deutlich.

Daraufhin wurde Dr. Bruker von Frau Haverbeck verklagt. Er verlor diesen Prozess, da laut Gerichtsurteil keine ausreichenden Beweise von ihm für deren neonazistische Aktivitäten vorgelegt worden seien. Im Mai 2008 schließlich verbot der derzeitige Bundesinnenminister Schäuble (CDU) auf Antrag der Bundesfraktion der GRÜNEN das Collegium Humanum als verfassungswidrig! Leider hat Dr. Bruker die Berechtigung seiner Distanzierung von der rechtsradikalen Fraktion des WSL nicht mehr erlebt.

PDF-Download Politik Stellungnahme

Weitere Texte zu Dr. M. O. Bruker und seinem Engagement gegen Atomkraft:
Dr. M. O. Bruker: „Weil du beim Reaktor wohnst, musst du früher sterben“ und „Ärztliches Memorandum zur industriellen Nutzung der Atomenergie“ (beide emu Verlag , Lahnstein) Siegfried Pater: „Dr. med. Max Otto Bruker – Der Gesundheitsarzt“ (Retap-Verlag, Bonn)