Fluor genitalis

Frage:
Ich (32 Jahre) habe seit 8 Tagen einen Scheidenausfluss. Der Ausfluss ist dünnflüssig, weißlich und nicht riechend. Was kann ich dagegen tun?

Antwort:
Unter genitalem Fluor versteht man einen vermehrten Ausfluss oder Flüssigkeitsabgang aus der Vagina (Scheide). Der Fluor kann dünn- oder dickflüssig, blutig oder unblutig sein. Auch die Farbe (weißlich oder gelblich-grünlich) und der Geruch (riechend, nicht riechend) der Flüssigkeit können wichtige Hinweise auf eine Ursache geben. Der genitale Ausfluss kann auch mit Juckreiz und brennenden Schmerzen einhergehen. Zuerst muss eine klare Diagnose gestellt werden. Auf eine gynäkologische Untersuchung darf in Ihrem Fall nicht verzichtet werden, auch wenn es sich um einen unauffälligen, harmlosen Befund handeln sollte. Bei sexueller Erregung und in der Schwangerschaft ist der Fluor vaginalis physiologisch, d. h. ohne pathologische Bedeutung. Infolge von mechanischen Irritationen (Pessar, Tampon, Diaphragma) oder chemischer Reizung (Scheidenspülungen, Intimsprays, übertriebene Hygiene) kann es ebenfalls zu Scheidenausfluss kommen. Bei Infektionen mit Candida albicans (krümelig, gelb), Trichomonaden (übelriechend, schaumig), Chlamydien, Gonorrhoe (eitrig, übelriechend), Gardnerella vaginalis (wässrig, fischartig riechend) wird spezifisch behandelt. Behandlungsziel ist die Wiederherstellung eines physiologischen Scheidenmilieus.

Eine Behandlung mit Milchsäurezäpfchen kann hilfreich sein. Zusätzlich haben sich Spülungen und Sitzbäder bewährt. Die weißen Blüten der Taubnessel (Lamium album) haben eine gute Wirksamkeit bewiesen. Für Spülungen werden 50 g der Droge mit 500 ml heißem Wasser übergossen, 10 Minuten ziehen lassen. Mit dem lauwarmen Teeaufguss den Scheidenbereich mehrmals täglich spülen. Für ein Sitzbad Auszug in eine Wanne füllen und mit warmem Wasser nachfüllen. Mehrmals täglich ein Sitzbad nehmen.

Als homöopathische Zubereitungsform kommt je nach individuellem Beschwerdebild und Modalität das Arzneimittel Kreosotum (Buchenholzteerkreosot) in der 6. Dezimalpotenz in Frage. Weitere bewährte Homöopathika sind Lilium triginum, Borax, Mercurius solubilis, Sepia, Pulsatilla, Thuja oder Acidum nitricum. Diese Mittel sollten jedoch nicht nur symptomatisch verordnet werden. Ohne ausführliche Anamneseerhebung wird man kaum zum Erfolg kommen oder nur Teilerfolge erzielen. In der Homöopathie wird ja der ganze Mensch, die Person, die Persönlichkeit, behandelt. Als Basistherapie empfiehlt sich eine tiereiweißfreie vitalstoffreiche Vollwertkost. Zusätzlich eignen sich regelmäßige Kneippanwendungen und Saunabesuche zur Terrainkur und Abhärtung.

Literatur: Kurzlehrbuch Gynäkologie und Geburtshilfe, Thieme, 2. Aufl.