»Tote Finger«

Frage:
Wenn es draußen kalt ist und ich gehe raus, sterben mir einzelne Finger ab. Besonders betroffen sind die Kleinfinger; sie verfärben sich und werden ganz weiß. Ich rauche nicht und nehme keine Medikamente. Was kann ich dagegen tun?

Antwort:
Der »tote Finger« (= Digitus mortuus) wird durch Spasmen (Krämpfe) in den kleinen Fingerarterien hervorgerufen. Nach Kälteeinwirkung kommt es zur Weißfärbung eines oder mehrerer Finger bzw. der Fingerendglieder. Diese funktionelle Durchblutungsstörung betrifft bevorzugt junge Mädchen. Bis auf die sichtbaren Zeichen geben die Betroffenen gewöhnlich keine Beschwerden an. Eine weiterführende Diagnostik ist unnötig, da der Blick des untersuchenden Arztes genügt. Oft ist das Auftreten des sogenannten »Leichenfingers« assoziiert mit Asthenie (Schwäche), Stressintoleranz und Kreislaufdysregulation.

Anfallsweise auftretende Gefäßkrämpfe an den Fingern II–V, die im Zusammenhang mit Arteriosklerose, Sklerodermie, Halswirbel- oder Schultergürtelsyndrom, aber auch nach Traumen oder Vergiftungen auftreten können (Raynaud-Syndrom), werden vom isolierten »toten Finger« (= Digitus mortuus) abgegrenzt. Bestehen Schmerzen, eine aufeinanderfolgende weiß-rot-blaue symmetrische Fingerverfärbung oder sogar Ulzera (Geschwüre) an den Fingerbeeren (»Rattenbissnekrosen«), ist eine intensive Behandlung mit Frischkost, spezifischen Homöopathika (Secale cornutum D6, Ferrum phosphoricum D6 oder Cactus D2, je nach individuellem Beschwerdebild und Modalität) notwendig. Günstig wirken auch prolongierte temperaturansteigende Armbäder, deren Temperatur von anfangs 37 °C durch Zufließenlassen von heißem Wasser langsam auf 41– 42° C ansteigt. Dieses Teilbad dauert 30 – 45 Minuten.

Literatur: Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, 2012

Autor: Dr. med. Jürgen Birmanns

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