Schröpfen

Frage:
Können Sie bitte die Technik der Schröpfkopfbehandlung erklären!

Antwort:
Die Saugglockenbehandlung ist ein uraltes Ausleitungsverfahren. Schon in der vorhippokratischen Ära der Medizin galt der Schröpfkopf geradezu als Wahrzeichen bekannter Ärzte. In der frühesten Heilkunst Ägyptens und Indiens hat man dem Schröpfen eine große Bedeutung zugesprochen. Auch die heutige Reflexzonentherapie kennt das Schröpfen als Reiz-Regulations-Verfahren. Durch die Behandlung umschriebener Triggerpunkte am Rücken werden Autoregulationsvorgänge mit Lokal- und Fernwirkung ausgelöst.

Man kennt zwei unterschiedliche Arten des Schröpfens: das trockene und das blutige Schröpfen. Außerdem kann man »stehend« schröpfen, das heißt, dass die Saugglocke für eine gewisse Dauer an einer bestimmten Körperzone verweilt, oder der Arzt führt eine dynamische Saugglockenmassage durch, bei der die Glocke rechts und links entlang der Wirbelsäule gleitend fortbewegt wird. Die gleitende Saugmassage ist eine souveräne Behandlungsmethode bei allen Erkrankungen des Rückens. Über die Head’schen Zonen wirkt diese Hautmassage reflektorisch auf die inneren Organe. Die Schröpfkopfbehandlung hat eine wesentlich intensivere Wirkung als die klassischen Massageformen. Bei der Trockenschröpfung wird der evakuierte Schröpfkopf aufgesetzt, ohne dass man die Haut vorher anritzt. An der zu behandelnden Stelle wird durch Anziehen des Griffs am Ventilkolben der Glocke (Pumpen) ein Vakuum erzeugt. Ein Haut-Unterhautgewebeteil wird mehr oder weniger deutlich sichtbar angehoben. Der aufgesetzte Schröpfkopf bleibt solange stehen, bis auf der bearbeiteten Stelle etwas Flüssigkeit austritt (Lymphe) oder sich die Haut unter der Schröpfglocke bläulich verfärbt. Es kommt zum Blutaustritt im Kapillarbereich der Gefäße (Extravasate). Die zweite Form ist die petechiale Saugglockenmassage. Hierbei wird nach vorherigem Einölen des Rückens der aufgesetzte Schröpfkopf über die Haut gezogen. Im Gegensatz zum stehenden Schröpfen erzeugt man hierbei ein leichteres Vakuum, so dass die Glocke beim »Bügeln«, wie es Dr. Max Otto Bruker nannte, die Haut und das Unterhautgewebe leicht anhebt. Bei dieser Saugmassage sollte die Glocke so geführt werden, dass sie sich möglichst nicht löst, so dass das Bindegewebe während der Behandlung durchgehend von unten nach oben und umgekehrt massierend angehoben wird. Es kommt dabei an gestörten Zonen zum Austritt von Blutkörperchen aus den Haargefäßen in den Bindegewebsraum, ohne dass die Kapillaren dabei reißen. Die extravasal liegenden Erythroyzyten stimulieren das Immunsystem, indem sie spezifische Botenstoffe (Mediatoren) anlocken. Über diese Gewebshormone wird eine Kaskade von chemischen Reaktionen und Immunantworten in Gang gesetzt. Bei der blutigen Schröpfung wird an dafür bestimmten Schröpforten die Haut mit kleinen Messerchen angeritzt (skarifiziert) oder gestichelt, so dass bereits Blut austritt. Über dieser Stelle wird dann ein evakuierter Schröpfkopf aufgesetzt. In diesen hinein entleert sich das in der Gelose »stehen gebliebene« Blut. Die Schröpforte selbst werden heiße Gelosen (»Füllezonen«) oder blasse/kühle Gelosen (»Leerezonen«) genannt, und definieren sich als mit den Händen abtastbare Verhärtungen im Haut-, im Bindegewebe und im Muskelbereich.

Literatur: Schröpfkopfbehandlung, Haug – Verlag, 7. Aufl.

Autor: Dr. med. Jürgen Birmanns

Schlagworte: