Altern

Frage:
Die derzeitige Diskussion ums Sterben beunruhigt mich. Was kann ich tun, um möglichst lange gesund zu bleiben?

Antwort:
Eine Langlebigkeitsgarantie gibt es nicht. Doch der Nihilismus eines Sir Winston Churchill (1874 – 1965), der auf die Frage, was er für seine Gesundheit und ein langes Leben tue, geantwortet haben soll: »no sports«, ist ebenso unangebracht. Ein wenig Ironie klingt auch durch, wenn man liest, dass der Erfinder des Joggens, James Fixx (1932 – 1984) mit 52 Jahren an einem Herzinfarkt starb. Dr. M. O. Bruker betonte ja immer wieder, dass die Ernährung einen höheren Stellenwert für unsere Gesundheit hat als die körperliche Bewegung. Das soll natürlich nicht den gesundheitlichen Wert von Sport (aerobes Ausdauertraining) schmälern. Vollwerternährung und Bewegung sind zwei gute Möglichkeiten einem vorzeitigen Alterungsprozess vorzubeugen. Wir alle wünschen uns Unversehrtheit, Wohlbefinden, Autonomie und Lebensfreude bis ins hohe Alter. Auch der alte Mensch verfügt über Ressourcen, die er schöpferisch nutzen kann. Leider sterben neun von zehn Personen im Krankenhaus oder Altenheim. Alt werden will jeder, alt sein will keiner! Ein erfülltes Leben zu leben scheint weniger die Frage des Alterns als vielmehr eine Frage der inneren Einstellung zu sein. In dem Gedicht Stufen, das mein Freund und Kollege Mathias Jung am Ende seiner brillanten Vorträge auswendig wiederzugeben pflegt, deutet Hermann Hesse
das unergründbare Geheimnis einer ewigen geistigen Existenz an: . . . Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegensenden . . . Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde! Viele vergleichen das Altern mit einer Einbahnstraße – jeder Schritt nach vorne ist ein Schritt dem Ende entgegen. Wir Menschen scheinen nur die Schrittlänge in gewissem Umfang beeinflussen zu können. Lebensstil, Umweltfaktoren, Schicksal, Disposition und genetische Anlagen haben Einfluss auf die Länge der Wegstrecke. Das Alter ist keine Katastrophe, das Leben keine gerade Strecke ins Abseits!

Es gibt Hochbetagte, die sich erstaunliche körperliche und geistige Reserven bewahrt haben. Das andere Extrem stellen jene dar, die bereits im Kleinkindalter in erschreckendem Maße zu altern beginnen. Diese Kinder leiden unter einer vorzeitigen Vergreisung (= Progerie). Mit etwa drei Jahren verlieren die kleinen Patienten die Haare und bekommen bräunliche, faltige Haut. Aufgrund einer fortgeschrittenen Arteriosklerose erliegen sie nicht selten mit 12 – 15 Jahren einem Herz oder Hirninfarkt. Tatsächlich liegt das wahrscheinliche Höchstalter von Menschen bei rund 120 Jahren. Altern ist keine Krankheit, sondern ein physiologischer Rückbildungsvorgang. Einen Zaubertrank gegen das Altern gibt es nicht. Aber wir können selbst dazu beitragen, chronische Zivilisationskrankheiten zu verhüten. Achten Sie auf die »Magischen Fünf«:

  1. Nicht rauchen
  2. Idealgewicht beibehalten
  3. Regelmäßige körperliche Aktivität
  4. Vollwertige Ernährung
  5. Dauerstress vermeiden

Die Fortschritte der Medizin haben nicht zu einer signifikanten Erhöhung der maximalen Lebensspanne des Menschen, wohl aber zu einer Zunahme der Zahl alter multimorbider Menschen geführt. In der BRD haben Männer eine durchschnittliche  Lebenserwartung
von etwa 77 Jahren, Frauen von etwa 82 Jahren. Und vergessen Sie nicht: Mit Humor geht alles besser, wie der folgende Dialog zwischen Jimmy Carter und Ronald Reagan zeigt: »Jimmy Carter hat zu mir gesagt: ›Ich habe dich im Fernsehen wieder einmal auf einem
Pferd gesehen. Wie kommt es bloß, dass du so jung aussiehst?‹« Darauf erwidert Ronald Reagan: »Das ist ganz einfach, Jimmy, ich nehme nur alte Pferde.«

Literatur: Geriatrische Krankheitslehre, Herber, 4. Aufl.

Autor: Dr. med. Jürgen Birmanns