Diabetes: Nur Spritzen ist keine Lösung

Vollwertkost oder: Wie Christa Riedel mit 87 Jahren erfolgreich den Diabetes angeht.

Ilse Gutjahr-Jung und Mathias Jung unterhielten sich mit der temperamentvollen Powerfrau.

Liebe Christa Riedel, wie lange leiden Sie schon an Diabetes?

Riedel: Seit zwanzig Jahren. Ich gehe einmal im Vierteljahr in die Hamburger Diabeteszentrale. Dort werde ich untersucht. Das Ergebnis war bisher immer, dass mein HbA1-Wert wieder höher geklettert ist und ich drei Einheiten Insulin mehr spritzen muss.

Das ist ja medizinisch bedenklich . . .

Riedel: Ja. Das ist furchtbar. Ich spritze drei Mal am Tag vierundzwanzig Einheiten Actrapid (kurzwirkendes Insulin) in der Nacht vierzehn Levemir (langwirkendes Insulin).

Was ist jetzt in dieser Woche, die Sie Mitte Januar im Dr.-Max-Otto-Bruker-Haus im Praxisseminar mit Vollwertkost verbrachten, passiert?

Riedel: Ich bin plötzlich im normalen Bereich. Am Montag kam ich hier an – noch mit meinem ganzen Spritzenprogramm. Bereits am Mittwochabend darauf sind meine Werte auf einhundertsechsundzwanzig gesunken. Ich konnte das Spritzen einstellen. Als ich am Donnerstag allerdings einen Kuchen aß, dann stieg der Wert abends auf einhundertfünfundneunzig, und ich musste wieder, wie früher, in der Nacht Levemir spritzen. Heute früh waren meine Werte wieder ausgezeichnet. Ich kann das noch gar nicht fassen, wo ich doch seit zwanzig Jahren täglich drei Mal gespritzt habe. Natürlich werde ich mein Essen zu Hause völlig auf Vollwertkost umstellen. Gutes Öl, Schmand, Butter, Sahne gehören in die Küche. Das habe ich hier gelernt. Kein Arzt hat mich je über den Zusammenhang von Ernährung und Zuckerkrankheit richtig aufgeklärt. Den morgendlichen Frischkornbrei praktiziere ich jedoch schon seit Jahren. Das hatte ich verstanden. Der hat mir gut geschmeckt.

Wie kamen Sie auf Dr. Bruker?

Riedel: Vor zehn Jahren luden mich mein Neffe und seine Frau zu einem vegetarischen Festessen im Steigenberger Hotel in Hamburg ein. Ich war erstaunt, dass man sich so ernähren kann. Sie klärten mich nicht nur über den Frischkornbrei auf, sondern wiesen mich auf das Buch »Diabetes und seine biologische Behandlung« mit den Rezepten von Ihnen, Frau Gutjahr, sowie »Unsere Nahrung – unser Schicksal« hin. Das letzte Buch habe ich vier Mal gelesen. Bei jeder Lektüre Dr. Brukers wuchsen meine Erkenntnisse. Um es einmal übertrieben zu formulieren: »Unsere Nahrung – unser Schicksal« ist für mich so etwas wie eine Bibel geworden. Ich lese es so intensiv und begreife es damit auch.

Dr. Bruker konzentrierte sich ja, im Gegensatz zur Schulmedizin, auf die Ursachen der Krankheiten. Ihm lag alles daran, den Patienten zur Mündigkeit und Selbsthilfe zu verhelfen.

Riedel: Das ist es. Als ich das letzte Mal im Diabeteszentrum war und voller Enthusiasmus der behandelnden Ärztin eröffnete, dass ich mich auf den Januar freue, weil ich da Lahnstein besuche, um die Praxis der Vollwertkost nach Dr. Bruker zu lernen, fragte mich die Medizinerin ahnungslos: »Dr. Bruker? Wer ist das?« Dann hat sie sich aber seinen Namen aufgeschrieben.
Sie sagte: »Das werde ich einmal abends googlen.« Wenn ich sie wiedersehe, werde ich ihr von meinen Erfahrungen hier berichten.

Liebe Frau Riedel, dass Sie mit 87 Jahren Ihre Nahrung bis zur letzten Konsequenz umstellen und Ihr Insulinspritzen so erfreulich vermindern, wenn nicht sogar einstellen können, das wird vielen jüngeren Diabetikern Mut machen. Ihre Disziplin, aber auch Ihre Lebensfreude und Ihr Temperament sind beeindruckend.

Nachtrag:
14 Tage nach obigem Interview telefonierte ich mit Frau Riedel und übermittelte ihr Grüße von Dr. Birmanns, verbunden mit einer Einladung zur GGB-Frühjahrstagung. Dr. Birmanns würde Frau Riedel gern während seines Vortrags über Diabetes vorstellen und befragen. Frau Riedel sagte spontan und begeistert zu.

»Sollen wir dafür sorgen, dass Sie eventuell von einem Teilnehmer aus Ihrer Gegend mit dem Auto mitgenommen werden?

»Nein, ich fahre selbst!«

»Aber das ist ja eine weite Strecke und bestimmt 6 – 7 Stunden Fahrt!«

»Das macht nichts, ich habe ja ein Navi und mach Pausen, wenn mir danach ist.«

Und das mit 87 Jahren! So viel Elan und Spaß am Leben wünschen wir uns doch alle . . . falls wir überhaupt so alt werden.