„Ich möchte eigenverantwortlich leben“

Ein Erfahrungsbericht von Stephan Frühling

Ich bin Pollenasthmatiker und wegen erheblicher Atmungsprobleme vom Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung befreit. Dafür wurde mir ein entsprechender Allergiepass offiziell von meinem Arzt ausgestellt und unterschrieben. Seit Monaten erfahre ich Anfeindungen und Ausgrenzung durch die Mitbürger auf der Straße sowie vor und in den Läden.

Regelmäßig wurde und werde ich beim Einkaufen aus den Läden verwiesen. Seit Einführung der neusten Maßnahmen im Rahmen des Lockdowns, vor allem der medizinischen Masken, erfolgt dies immer öfter unter Berufung auf das Hausrecht. „Zum Schutze der Mitarbeiter“, heißt es. Das Hausrecht wird vor die Verordnungen gestellt. Atteste und Allergiepässe werden nicht mehr akzeptiert.

Dem Stammgeschäft verwiesen

Mittlerweile darf ich auch meine Hausbank nicht mehr betreten. Sogar aus meinen Stammgeschäft im Einzelhandel wurde ich Ende Januar 2021, von einer Woche auf die nächste, energisch und auch unhöflich, hinauskomplimentiert. Da ich allergiebedingt vor über 20 Jahren auf Bioernährung umgestiegen bin, wird es für mich immer komplizierter und umständlicher sogar meinen Grundbedarf an Lebensmitteln zu decken. Der Einzelhandel bietet zwar alternativ die Möglichkeit über das Onlinegeschäft („Klick and Buy“) weiterhin einzukaufen, jedoch ist die dortige Auswahl an Produkten nicht vergleichbar mit dem Angebot im Laden selbst.

Der Plausch und Kontakt mit Mitarbeitern, die ich seit über 20 Jahren kenne, wurde förmlich über Nacht unterbunden. So werde ich durch die momentane Corona-Situation immer weiter in die Isolation getrieben. Da ich zur Risikogruppe gehöre und mittlerweile über 61 Jahre alt bin, sitze ich seit Anfang des Jahres im Homeoffice. Ich frage mich, ob die Verantwortlichen nachfühlen und verstehen können, wie schwer es mir fällt, dass die Kontakte zu Verwandten, Freunden, Kollegen und Bekannten immer weiter reduziert werden. Was es für mich bedeutet, dass kaum noch ein Alternativangebot existiert, ich keine Ausflüge unternehmen kann, kein Kulturangebot wahrnehmen kann, ich weder Cafés noch Restaurants besuchen darf.

Menschen wie ich in der Isolation

Auf Spaziergängen treffen wir fast ausschließlich noch auf Menschen, die sich abwenden oder sogar die Straßenseite wechseln, damit wir uns nicht begegnen. Es kann doch nicht im Sinne der Landesverordnungen sein, dass immer mehr Unternehmen (Banken, Einzelhandel) über die Anwendung des eigenen Hausrechts Menschen so wie mich in die Isolation treiben. Dass die Angst unter den Mitmenschen immer weiter geschürt wird.

Ich verlange nicht, dass die Politik mich vor Viren, eventuellen Krankheiten und Unfällen schützt. Das kann und soll sie auch nicht. Momentan habe ich jedoch den Eindruck, dass wir als Mensch aus dem Fokus der Verantwortlichen gerückt sind und sie Angst davor haben, die Verantwortung zu übernehmen, um wieder aus dieser verfahrenen Situation herauszufinden.

Die Menschenwürde zurückerhalten

Wie lange soll der Zustand der Ausgrenzung und Isolation also noch andauern?
Wann kann und darf ich wieder die Kultureinrichtungen und den Einzelhandel direkt aufsuchen?
Wann kann ich mit meiner Frau wieder z.B. nach Amrum fahren, einfach um dort eine Ferienwohnung zu mieten und die frische Luft einzuatmen, auch zur Linderung meines Asthmas?
Wann kann ich wieder zum Friseur gehen oder den Sport in meinem Verein ausüben?

Ich möchte einfach meine Menschenwürde zurückerhalten und eigenverantwortlich über mein Leben entscheiden.