Grüner Tee

Frage:
Überall liest man von der heilsamen Wirkung des Grünen Tees. Ist er wirklich so gesund?

Antwort:
Grüner Tee ist kein Getränk, sondern ein Genussmittel mit psychostimulierender Wirkung. Die frischen Blätter des Teestrauchs werden erhitzt, anschließend gerollt und getrocknet. Durch die Erhitzung wird die Oxydation verhindert. Grüntee ist unfermentiert; der Schwarze Tee fermentiert. Die im Grünen Tee enthaltenen Methylxanthine (Thein, Theobromin und Theophyllin) wirken zentral anregend. Es kommt dadurch zu einer Erhöhung der Aufmerksamkeit, einer Konzentrationssteigerung sowie zu einer Abnahme des Schlafbedürfnisses. Wegen dieser Amphetamin-Wirkung ist es berechtigt, den Tee als Droge zu bezeichnen.

Bestimmten bioaktiven Substanzen werden antioxidative und antikarzinogene Effekte zugesprochen. Den Grünen Tee als Heilmittel gegen Arteriosklerose, Diabetes oder Krebs anzupreisen ist unberechtigt, ja sogar gefährlich. Die tierexperimentellen Untersuchungsergebnisse und in-vitro-(= Reagenzglas-)Studien  lassen sich nicht einfach auf die betroffenen Patienten übertragen, weil im Tierexperiment zum Teil wesentlich höhere Dosierungen verwendet wurden. Besondere Bedeutung erlangte in jüngerer Zeit ein Polyphenol aus grünem Tee mit dem Namen Epigallokatechingallat (EGCG). Experimente mit Krebszellkulturen zeigen einen wachstumshemmenden Effekt. Die Krebsforschung darf sich nicht auf die Zelle beschränken, sondern es müssen ernährungs-, lebens- und umweltbedingte Faktoren berücksichtigt werden. Leider siegt bei Patienten oft die Bequemlichkeit, denn es ist wohl einfacher, täglich 1 Liter Grüntee aufzugießen und portionsweise zu trinken, als sich mit der gesamten Lebens- und Ernährungsweise zu befassen. Jedes Lebensmittel enthält Vitalstoffe, die gesundheitsfördernde Wirkungen besitzen, z. B. ist es möglich, aus einer Karotte, einer Weintraube oder einem Getreidekorn Substanzen zu extrahieren, die immunstimulierend, antioxidativ oder antitkarzinogen wirken.

Literatur: Das große Buch der Heilpflanzen, Bechtermünz – Verlag, 1999

Autor: Dr. med. Jürgen Birmanns