Hospitalkeime

Frage:
Bei meinem Mann kam es nach einem chirurgischen Eingriff im Bauchraum zu Wundheilungsstörungen. Bei einem Wundabstrich wurden nun sogenannte Hospitalkeime gefunden. Sind diese Bakterien gefährlich?

Antwort:
Es ist ein großer Segen, dass die Menschen nicht mehr von großen Seuchen (Pest, Lepra oder Pocken) heimgesucht werden. Gegenwärtig spielen die übertragbaren Krankheiten hierzulande in unserer modernen Zivilisation keine große Rolle. Es sind vielmehr die nicht übertragbaren Volkskrankheiten (wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, Krebserkrankungen), die uns bedrohen und die Mortalitätsraten in die Höhe treiben.

In neuerer Zeit bekommen leider die sogenannten »Krankenhausinfektionen« (Nosokomialinfektionen) eine zunehmende Bedeutung.

Als Nosokomialinfektion bezeichnet man die in einem zeitlichen und räumlichen Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt aufgetretenen Infektionen. Die Häufigkeit von Krankenhausinfektionen in Deutschland wird auf 500 000 bis 1 Million Infektionen pro Jahr geschätzt.

Eine große Gefährdung entsteht durch sogenannte multiresistente Bakterien, die größtenteils durch den sorglosen Umgang mit Antibiotika hervorgerufen werden. Antibiotika werden leider noch immer leichtfertig verordnet. Besonders abwehrgeschwächte Patientengruppen können erkranken. Medizinische Eingriffe erfüllen die Funktion einer Infektionsbahnung. Hierbei spielen auch fakultativ pathogene Erreger der normalen Flora der Haut und Schleimhäute eine gewisse Rolle. Die Übertragbarkeit einer Erkrankung hängt einerseits von der Virulenz (Infektionskraft eines Erregers) des Erregers und anderseits von der Resistenz (Widerstandsfähigkeit) des Wirtes ab. Trotz aufwendiger antiseptischer und hygienischer Maßnahmen kann es unter ungünstigen Bedingungen zur Infektion mit multiresistenten Problemkeimen (z. B. Staphylococcus aureus) kommen.

Nahezu alle Bereiche des menschlichen Körpers, die in direktem Kontakt zur Außenwelt stehen, sind mit Mikroorganismen besiedelt. Diese Mikroorganismen, die als physiologische Flora bezeichnet werden, sind so zahlreich, dass sie die Menge der körpereigenen Zellen schätzungsweise um das Zehnfache übertreffen. Die Interaktion zwischen Mikro- und Makroorganismus, also die Beziehung zwischen Gast und Wirt bezeichnet man als Symbiose. Bei der Symbiose ziehen beide Organismen Nutzen aus dem Zusammenleben.

Postoperative Wundinfektionen können von der normalen Flora ausgehen, aber auch vom Krankenhauspersonal, medizinischen Geräten und Instrumenten oder anderen Patienten übertragen werden. Es ist bekannt, dass mit zunehmender Aufenthaltsdauer im Krankenhaus immer mehr Patienten mit Bakterien kolonisiert werden, die Resistenzfaktoren tragen. Zur Selektion solcher Bakterienstämme kommt es durch Antibiotikagabe. Leider lässt sich manchmal ein stationärer Klinikaufenthalt oder eine Operation nicht vermeiden. Prophylaktisch sollte Ihr Mann, falls er nochmal ins Krankenhaus muss, seine Abwehrkräfte stärken (Vollwertkost, Sport, Nachtruhe zur Regeneration, Verzicht auf Genussmittel, Saunieren und Kneippen).

Fazit:
»Der Bazillus ist nichts,
das Terrain ist alles!«

Literatur: Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, 2012