HPV-Infektion

Frage:
Bei meiner Tochter (37 Jahre) wurden bei einer gynäkologischen Routineuntersuchung humane Papillomaviren (HPV) festgestellt. Sie ist seitdem sehr verunsichert und hat Angst vor Gebärmutterkrebs.

Antwort:
Obwohl die Infektion durch bestimmte HPV-Typen mit dem gehäuften Auftreten von Ephithelveränderungen am Gebärmutterhals assoziiert ist, besteht kein Grund, alle Frauen mit Kondylomen (Feigwarzen) oder »positivem« zytologischen Befund (Zellabstrich) zu beunruhigen. Eine Voraussage hinsichtlich des Entartungsrisikos ist kaum möglich. Aus der Anwesenheit von HPV-Viren allein lässt sich das Fortschreiten einer Zellveränderung zu einem Krebsgeschehen nicht vorhersagen. Da das Zervixkarzinom Merkmale einer übertragbaren Krankheit zeigt, liegt es nahe, monokausal nach einem krebsverursachenden Erreger zu fahnden. Die bei Prostituierten auftretenden Zervixkarzinome (Gebärmutterhalskrebs) sollten als Beweis dafür herhalten. Bevor man jedoch versucht, durch Vakzination (Impfung) dem Gebärmutterkrebs Herr zu werden, müssten vielmehr soziokulturelle Einflüsse, Verhütungsmethoden, Ernährung, Rauchen etc. genauer untersucht werden. Auch der Abwehrkraft des Organismus (Immunitätslage) wird zu wenig Beachtung geschenkt. Bei der »Infektionshypothese« gibt es Erklärungslücken, die voreilige Vermutungen verbieten.

Literatur: Gesundheit Heute, Knaur, 2007
Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Springer, 7. Aufl.

Autor: Dr. med. Jürgen Birmanns

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