Insulinpräparate

Frage:
In seinem Diabetesbuch empfiehlt Dr. M.O. Bruker Verzögerungsinsulin (Protaphan-Insulin). Vom kurzwirksamen Normalinsulin rät er ab. Warum?

Antwort:
Der Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist eine chronische, ernährungsbedingte Stoffwechselerkrankung. Es handelt sich um eine Zivilisationskrankheit. Der Diabetes gehört zu den Saccharidosen. Er kommt durch übermäßigen, langjährigen Verzehr raffinierter Kohlenhydrate (Fabrikzucker, Auszugsmehle) zustande. Insulin wird in den B-Zellen (Langerhans-Inseln) der Bauchspeicheldrüse (Pancreas) gebildet. Die Abgabe des Insulins ist bei Gesunden proportional dem Blutzuckerspiegel. Insulin fördert den Transport von Glucose (Traubenzucker) in die Zellen. Bei Diabetikern ist die aktive Aufnahme von Glucose in die Zellen auf Grund einer »Erschöpfung« der Bauchspeicheldrüse durch übermäßigen Verzehr isolierter Saccharide und eines daraus resultierenden Insulinmangels gestört.

Mit dem Normalinsulin (früherer Name: Altinsulin) wollte man das Wirkungsprofil der natürlichen mahlzeitenabhängigen Insulinausschüttung nachahmen. Zum Einsatz kommen Humaninsuline und Insulinanaloga. Die kurz wirkenden Insuline haben eine Wirkdauer von ca. 5 Stunden. Ihre Wirkung tritt nach 30 – 60 Minuten ein. Sie finden bei der intensivierten
konventionellen Therapie und bei der Insulinpumpentherapie Verwendung. Ihr Nachteil ist die Gefahr der Hypoglykämie (lebensbedrohliche Unterzuckerung). Bei Überdosierung, zu geringer Nahrungsaufnahme oder vermehrter körperlicher Aktivität kann es zu gefährlichen Hypoglykämien kommen. Die Wirkung ist so kurz, das häufiger injiziert werden muss.

Verzögerungsinsuline haben dagegen eine längere Wirkungsdauer und werden nach subcutaner Injektion protrahiert (d. h. verzögert, langsamer) ans Blut abgegeben. Dadurch erzielt man eine ausgeglichenere Blutzuckerkurve. Bilanz- oder Zwischenmahlzeiten werden unnötig. Verzögerungsinsuline haben eine Wirkungsdauer von 9 – 18 Stunden. Der Wirkungseintritt erfolgt nach ca. 60 Minuten. Je nach Ausprägung der Stoffwechselstörung genügen 1 – 2 Injektionen täglich, sofern der Diabetiker eine vitalstoffreiche Vollwertkost mit
hohem Frischkostanteil einhält. Leider fixieren die Diabetologen ihre Diabetespatienten zu stark auf eine Normalisierung des HbA1c-Wertes und eine normnahe Blutzuckereinstellung.

Literatur: Diabetes Handbuch, Springer, 3. Aufl.