Prostatahyperplasie

Frage:
Mein Mann (72 Jahre) leidet unter einer gutartigen Prostatavergrößerung. Kann er eine Operation umgehen?

Antwort:
Die Prostata (Vorsteherdrüse) gehört zu den männlichen Geschlechtsanhangsdrüsen. Ihr Sekret ist für die Beweglichkeit der Spermien von Bedeutung. Die unpaare Vorsteherdrüse ist kastaniengroß und liegt zwischen Harnblasengrund und Beckenbodenmuskulatur. Die Prostata kann vom Mastdarm aus getastet werden (rektaldigitale Untersuchung). Der innere Drüsenbereich neigt im Alter zur Vergrößerung (benigne Prostatahypertrophie, Prostataadenom), wölbt sich gegen die Harnblase und die Harnröhre vor und erschwert oder verhindert damit die Harnentleerung. Die Größe der Prostata korreliert nicht mit der Intensität der Beschwerden. Als Maßstab für die Operationsindikation gelten hauptsächlich die Schwere der Symptome. Unter hormonellem Einfluss kommt es zu einer Wucherung der »Innendrüse« der Prostata. Die benigne Prostatahyperplasie ist die häufigste Ursache für Blasenentleerungsstörungen bei Männern. Als Ursachen werden verschiedene Hypothesen diskutiert. Es wird ein gestörtes Zusammenspiel von Androgenen (männliche Sexualhormone, Testosteron) und Östrogenen (weibliche Sexualhormone) in der Prostata angenommen.

Nicht selten entdeckt der Arzt bei älteren Männern anlässlich der rektalen Untersuchung eine mäßig vergrößerte, prall elastische und glatt begrenzte Prostata, ohne dass der Patient selbst über eine Behinderung seines Harnflusses geklagt hätte. Je nach Stadium der Erkrankung kommt es zu charakteristischen Krankheitssymptomen: Die Patienten müssen häufiger Wasser lassen, besonders nachts, die Zeit bis zum Beginn des Wasserlassens und die Miktionszeit (= die Zeit des Wasserlassens) ist verlängert. Die Patienten pressen vermehrt beim Wasserlassen. Der Harnstrahl ist abgeschwächt und es kommt zum Nachträufeln nach dem Wasserlassen. Der akute Harnverhalt ist ein Notfall. Eine absolute Operationsindikation ist gegeben bei wiederholtem oder chronischem Harnverhalt. Verschiedene Operationsverfahren stehen zur Verfügung. Zugangswege sind transurethral (durch die Harnröhre), transvesikal (durch die Harnblase), retropubisch (hinter dem Schambein) und selten perineal (vom Damm aus). Die transurethrale Elektroresektion der Prostata (TUR) ist heute das gebräuchlichste Standardverfahren. Mit der Entfernung der Hyperplasie wird eine Normalisierung der Blasenentleerung erreicht. Im Gegensatz zur Elektroresektion (»Hobeln«) wird bei der transurethralen Inzision des Blasenhalses auf eine Gewebeabtragung mit der elektrischen Schlinge verzichtet. Die offene Enukleation, d. h. Entfernung der Vorsteherdrüse nach Eröffnung der Blase oder direkt durch die Prostatakapsel stellt eine größere Belastung mit entsprechenden Operationsrisiken dar. Alternative Therapieverfahren sind die Wärmebehandlungsverfahren (Thermotherapie), die Lasertherapie oder die Kryochirurgie (Einfrieren). Eine gesunde Lebensführung und das Meiden von Genussdrogen (Bohnenkaffee, schwarzer und grüner Tee, Alkohol, Nikotin u. a.) sind die beste Prophylaxe. Die homöopathische Arzneiwahl richtet sich nach dem spezifischen Symptomenbild und den Modalitäten. In Frage kommen Sabal serrulatum, Conium und/oder Populus tremuloides in der 3. Dezimalpotenz. Je nach Beschwerdebild hat sich Digitalis bewährt. Phytotherapeutika wie Brennnessel und Kürbissamen werden ebenfalls empfohlen. Zusätzlich können Kneippmaßnahmen helfen; dazu gehören das ansteigende Sitzbad und ansteigende Unterschenkelbäder.

Literatur: Urologie, Springer, 4. Aufl.

Autor: Dr. med. Jürgen Birmanns

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