Schürfwunden

Frage:
Mein Sohn (8 Jahre) hat sich beim Sturz vom Fahrrad eine Schürfwunde am Knie zugezogen. Wie sollte ich die Wunde primär behandeln?

Antwort:
Eine oberflächliche Schürfwunde, bei der es lediglich zu einer Verletzung der Epidermis (= Oberhaut) durch eine tangentiale mechanische Krafteinwirkung kommt, heilt meist ohne Narbenbildung ab.

Oberflächliche Schürfwunden werden gereinigt, von Fremdkörpereinsprengungen befreit, desinfiziert und offen behandelt. Sie heilen unter dem Schorf schneller als unter einem Pflaster oder Verband. Wundsprays, Puder oder Salben sind grundsätzlich nicht zu empfehlen. Viele kennen aus ihrer eigenen Kindheit die wohltuende Zuwendung der Mutter: Das »Heile, heile Gänschen . . .«. Das Singen beruhigt das Kind und nimmt ihm die Angst; das Pusten erschwert eine Wundinfektion, denn anaerobe Bakterien mögen keinen Sauerstoff, und das Bestreichen der Wunde mit Speichel ist ein wirksames natürliches und stets verfügbares Desinfektionsmittel. Das Speichelsekret enthält nämlich unter anderem das Enzym Lysozym, das die Bakterienwand spaltet und dadurch bakterizid wirkt.

Bei Hautwunden mit schlechter Heilungstendenz hat sich die lokale Anwendung von Ringelblumenblütentee bewährt. Die Ringelblume (Calendula officinalis) wurde zur Heilpflanze des Jahres 2009 gewählt. Die Ringelblume, auch als Goldblume oder Sonnwendblume bekannt, wurde nachweislich im 12. Jahrhundert in Deutschland zuerst in Klostergärten angebaut. Ein Aufguss von Ringelblumenblüten (ohne Kelche) wirkt bei äußerer Anwendung entzündungshemmend und granulationsfördernd. Als Aufguss für Kompressen bzw. Aufschläge werden 2 Teelöffel der Droge mit 250 ml kochendem Wasser überbrüht; 10 Minuten ziehen lassen und abseihen.

Zur Förderung der Wundheilung hat sich die gleichzeitige Einnahme von Calendula D1–D6 Dilution bewährt.

Literatur: Chirurgie, Enke- Verlag, 4. Aufl.

Autor: Dr. med. Jürgen Birmanns