Ulcus ventriculi (Magengeschwür)

Frage:
Bei mir (männlich, 47 Jahre) wurde ein Magengeschwür festgestellt. Nun soll ich Protonenpumpenhemmer einnehmen, um die Säuresekretion zu blockieren. Was halten Sie davon?

Antwort:
Unter einem Magengeschwür (Ulcus ventriculi) versteht man einen oberflächlichen bis kraterförmigen Defekt der Magenschleimhaut. Im Gegensatz zur Erosion, die nur die obere Schleimhautschicht betrifft, durchdringt der Substanzdefekt beim Ulcus meist auch tiefere Wandschichten. Eine Diagnose aufgrund klinischer Beschwerden ist nicht möglich. Die Ulcuskrankheit (Ulcus pepticum) wird mit Hilfe der Gastroskopie (Magenspiegelung) festgestellt. Da die reguläre Medizin der Besiedelung des Magens mit Helicobacter pylori in der Pathogenese (Entstehung von Krankheiten) die größte Bedeutung beimisst, ist die Eradikation (Beseitigung) dieser Bakterien die Grundlage der konservativen Therapie. Aus der Beobachtung, dass 75 % der Patienten mit Ulcus ventriculi eine Helicobacter pylori-Kolonisation der Magenschleimhaut aufweisen, darf natürlich nicht der unzulässige Schluss gezogen werden, dass Bakterien die Ursache für das Magengeschwür sind. Als ursächliche Faktoren kommen viel wahrscheinlicher schleimhautschädigende Reizstoffe wie Fabrikzucker, Süßigkeiten, Alkohol, Nicotin und Kaffee in Betracht. Seelische Konflikte, belastende Lebenssituationen und Stress durch Überforderung des Leistungskontos sollten durch eine Lebensberatung aufgedeckt werden. Dr. Max Otto Bruker hat schon darauf hingewiesen, dass Magenerkrankungen mehr spannungs- als ernährungsbedingt sind. Bei der Geschwürsentstehung spielt das vegetative Nervensystem und eine gestörte Schleimhautdurchblutung eine besondere Rolle. Besonders der schlankwüchsige Vagotoniker, der das Leben nicht oberflächlich sieht, alles gründlich nimmt und der Verantwortung nicht aus dem Wege geht, ist eine prädisponierte Persönlichkeit (»Magentyp«). Wegen der zahlreichen Nebenwirkungen der Protonenpumpenblocker und der mangelhaften Erfahrungen über die Wirkungen nach Langzeitanwendung müssen gegen die Einnahme ernste Bedenken geäußert werden. Die Enzymhemmung ist irreversibel (unumkehrbar), das heißt die Funktion der Belegzellen in der Magenschleimhaut wird »zerstört«.

Literatur: Kurzlehrbuch Innere Medizin, Thieme, 2007

Autor: Dr. med. Jürgen Birmanns

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