Urtica dioica (Große Brennnessel)

Frage:
Was halten Sie von einer Frühjahrskur mit Brennnesseltee?

Antwort:
Es lohnt sich, das Pflanzenprofil der Gartenbrennnessel zu studieren. Ein komplexes Gemisch vieler Pflanzeninhaltsstoffe ist für die klinische Wirksamkeit des Phytopharmakons verantwortlich. Die Gesamtheit der Inhaltsstoffe macht die pharmazeutische Qualität aus. Nachteilig ist die Normierung und Standardisierung einzelner Wirkstoffe.

Zu Heilzwecken nutzt man entweder das ganze Brennnesselkraut, bestehend aus den während der Blüte gesammelten frischen oder getrockneten oberirdischen Pflanzenteilen oder nur die frischen oder
getrockneten Blätter. Die Brennnesselwurzel ist bei Miktionsbeschwerden bei Prostataadenom (gutartige Prostatavergrößerung) indiziert.

Man verwendet die zerkleinerte Droge für Teeaufgüsse. Galenische Zubereitungen, die Brennnessel enthalten, wirken harntreibend (diuretisch) und entzündungshemmend (antiphlogistisch). Brennnesselspiritus eignet sich zur äußeren Anwendung als Einreibung bei rheumatischen Beschwerden.

Eine traditionelle Anwendungsform ist die »Durchspülungstherapie« bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Schon der alte Pfarrer Kneipp, Wasserdoktor aus Wörishofen, schätzte die vorzügliche Heilwirkung der Brennnessel: »Frische Brennnesseln, gedörrt und zu Tee verwendet, lösen die Verschleimungen in Brust und Lunge und reinigen den Magen von verlegenen Stoffen . . . Gegen unreines Blut ist zur Sommerzeit des Öfteren Genuss von Brennnesseln wie Spinat gekocht, sehr zu empfehlen. Kräuterknödel aus Brennnesseln sind ein gutes Nähr- und Gesundheitsmittel . . . Wer an Rheumatismus leidet und kein Mittel mehr findet, denselben auszutreiben, bestreiche oder schlage die schmerzenden Stellen täglich ein paar Minuten lang mit frischen Brennnesseln. Die Furcht vor der ungewohnten Rute wird bald der Freude über deren vorzügliche Heilwirkung weichen.«

Die Brennnessel blüht von Juli bis September. Von der Blütezeit ab und später, brennt die Brennnessel am stärksten. Nach dem Schlagen mit der Brennnesselrute darf für den Rest des Tages kein kaltes Wasser an die Haut gebracht werden; das lange anhaltende Wärmegefühl geht sonst wieder in ein Brennen über.

Im Frühjahr werden in vielen Gegenden die ersten, frischen noch nicht brennenden Brennnesselblätter feingehackt als Salat benützt.

In der Homöopathie wird die kleine Brennnessel, Urtica urens, gebraucht. Zur Anwendung kommt Urtica in den Potenzen D2 bis D6 gegen Nesselsucht und andere Hautausschläge mit Brennen und Jucken.
Bei leichten Verbrennungen und Sonnenbrand in der Dosierung von mehrmals täglich 5 Tropfen. Auch bei Rheuma, Gicht und zur besseren Ausscheidung der Harnsäure wird die Urtinktur von Urtica urens gebraucht.

Man darf natürlich nicht aus dem Auge verlieren, dass jede Krankheit Ursachen hat. Nur eine Behandlung, die die Ursachen berücksichtigt, ist eine echte Heilbehandlung!

Literatur: Leitfaden Phytotherapie, Urban u. Fischer 2. Aufl.
Das große Buch der Heilpflanzen, Bechtermünz – Verlag, 1999

Autor: Dr. med. Jürgen Birmanns