Wechseljahrsbeschwerden

Frage:
Mein Gynäkologe empfiehlt mir wegen klimakterischer Beschwerden ein niedrig dosiertes Hormonpräparat (Östrogen). Gibt es auch noch eine andere Möglichkeit?

Antwort:
Das Klimakterium (Wechseljahre) wird von Frauen sehr unterschiedlich empfunden. Bis zu 90 % der Frauen äußern klimakterische Symptome wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und Libidoverlust. Nur etwa 30 % der betroffenen Frauen suchen deswegen einen Arzt auf, weil sie sich in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt fühlen. Die Dauer der Symptome variiert stark. Die Wechseljahrsbeschwerden können einige Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern. Als vorzeitiges Klimakterium (Klimakterium praecox) bezeichnet man das Eintreten des Klimakteriums vor dem 40. Lebensjahr. Die Menopause ist die letzte spontane Menstruationsblutung im Leben einer Frau. Die Perimenopause ist die Lebensphase vor und nach der Menopause. Diese Phase, die umgangssprachlich als Wechseljahre oder Klimakterium bezeichnet wird, kann bis zu 10 Jahre dauern. Unter Postmenopause wird das reife Erwachsenenalter nach der reproduktiven Phase verstanden. Sie beginnt ein Jahr nach der Menopause und umfasst die Jahre und Jahrzehnte danach. Die Bezeichnung »Östrogenmangelsyndrom« ist irreführend und unzulässig. Die meisten Frauen kommen sehr gut ohne Hormontherapie aus. Das Für und Wider der Hormonersatztherapie wurde und wird weiterhin kontrovers diskutiert. Es gibt Behandler, die den Einsatz von Östrogenen und/oder Gestagenen in Form von Tabletten, Pflaster, Gel oder Vaginalsuppositorien oder -creme als symptomorientierte Therapie rechtfertigen. Andere beziehen sich auf die WHI-Studie (Women’s-Health-Initiative) von 2002, die u. a. eine Erhöhung des Mammakarzinomrisikos unter der Hormonersatztherapie festgestellt hat. Bekannt ist auch die nachteilige Wirkung auf das Gefäßsystem. Die Anwendung eines Hormonersatztherapie-Präparates führt zu einer Erhöhung des Thrombose- und Embolierisikos. Auch das Risiko von Ovarialkarzinomen (Eierstockkrebs) ist unter Östrogen/Gestagen-Therapie erhöht. Für Dr. M. O. Bruker waren die »Wechseljahre« kein Krankheitsbegriff, sondern ein Zeitbegriff. Er verstand darunter den Lebensabschnitt zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr, in dem die Frau nach Beendigung der Fortpflanzungsfähigkeit infolge Einstellung der Eierstocktätigkeit ein neues hormonelles und seelisches Gleichgewicht finden muss. So wie Kinderkrankheiten nicht mit den Kinderjahren zu erklären sind, können laut Dr. M. O. Bruker auch die Krankheiten nach dem Aufhören der Periode nicht mit den »Wechseljahren« erklärt werden. In Wirklichkeit aber gehören die meisten »Wechseljahrsbeschwerden« ebenfalls zu den ernährungs- und lebensbedingten Krankheiten. Das Nachlassen der Östrogenproduktion ist ein ganz natürlicher Vorgang. Für naturwissenschaftlich geprägte Mediziner ist das Nachlassen der ovariellen Funktion und des daraus resultierenden Östrogenmangels die Ursache allen Übels, eben ein Versagen der Natur. Bei genauer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass viele so genannte Wechseljahrsbeschwerden lebensbedingt sind. Die Sinnkrise (empty-nest-syndrome) wird oft mit rast- und ruhelosen Tätigkeiten gestopft, um die Angst vor der Zukunft beiseite zu schieben. Folgende ganzheitliche Behandlungsweisen und naturheilkundliche Methoden haben sich bewährt:

  • Ernährungsumstellung auf vitalstoffreiche Vollwertkost
  • Verzicht auf Alkohol, Nikotin und Kaffee Lebensberatung, wenn die lebensbedingte Komponente (z. B. eine Beziehungskrise) überwiegt
  • Körperliche Bewegung (Ausdauer sportarten: Gehen, Laufen, Radfahren, Schwimmen, Wandern, Tanzen)
  • Kneippsche Hydrotherapie (Teilgüsse, Teilbäder, z. B. Wechselsitzbäder, Unterkörperwaschung, Tautreten, Wassertreten)
  • Sauna
  • Phytotherapie (Cimicifuga = Traubensilberkerze, Hypericum = Johanniskraut, Agnus-castus = Mönchspfeffer, Alchemilla = Frauenmantel, Achillea millepstium = Schafgarbe, Lamium album = Taubnessel, Melissa officinalis = Melisse

Literatur: Kurzlehrbuch Gynäkologie und Geburtshilfe, Thieme, 2. Aufl.