Arterielle Hypertonie

Frage:
Mein Blutdruck ist zu hoch. Bei häuslichen Selbstmessungen habe ich Werte von 140 – 160/ 90 – 100 mm Hg. Mein Arzt sagt, dass ich ohne blutdrucksenkende Medikamente nicht auskomme. Es gäbe keine andere Möglichkeit, den Blutdruck messbar und wirksam zu senken.

Antwort:
Das Messen des Blutdrucks mit einer aufblasbaren Manschette am Oberarm ist für die meisten Mediziner Routine. Es gehört zum klinischen Alltag in den Arztpraxen. Nach wissenschaftlichem Kenntnisstand gilt die arterielle Hypertonie als Risikofaktor für Schlaganfall, Koronare Herzkrankheit, Herz und Niereninsuffizienz. Viele Betroffenen fürchten sich vor diesen »Folgekrankheiten« und Komplikationen. Deshalb befolgen sie mit großer Disziplin die Ratschläge ihres Arztes und nehmen regelmäßig ihre Blutdrucktabletten ein. Der Blutdruck ist jedoch keine stabile Größe, sondern unterliegt tageszeitlichen Schwankungen (zirkadiane Rhythmik). Nachts sinken die Werte systolisch um 10 – 15 %; diastolisch um 15 – 20 %.
Dr. Max Otto Bruker betonte stets, dass der Blutdruck nicht isoliert betrachtet werden darf. Der Messwert hängt von vielen Einflussfaktoren ab (Konstitution, Vagotonus, Symphatikotonus, Ernährung, Trainingszustand, Herz-Kreislaufverhältnisse etc.). Sowohl körperliche Arbeit als auch seelische Belastungen führen zu einem Blutdruckanstieg. Zunächst müsste festgestellt werden, ob es sich um eine ernährungsbedingte oder lebensbedingte Blutdruckerhöhung handelt. Von einer fixierten oder stabilen Hypertonie spricht man, wenn der Blutdruck auch nach längeren Entspannungsphasen hoch bleibt. Im ganzheitlichen Sinne haben Blutdruckkrisen immer etwas Bedrängendes (Erschrecken, Erstarren, Angst). Man könnte dies auch auf die innere Haltung und den Charakter eines Menschen beziehen. Wie flexibel, kompromissbereit oder anpassungsfähig ist der Mensch? Dies ist ja im tieferen Sinne eine Frage der »Herzensbildung«. Für Betroffene können solche wichtigen Zusammenhänge schon Fingerzeige auf therapeutische Wege sein. Das Herz ist nämlich keine mechanische Pumpe oder ein zuckender Muskel wie es früher in der Elektrophysiologie dargestellt wurde, sondern ein Sinnesorgan und eine Hormondrüse.
Aus der modernen physiologischen Forschung weiß man, dass im Herzen Peptidhormone (Eiweiße, Botenstoffe) gebildet werden, die in der Niere und Nebenniere blutdruckregulierende Wirkungen entfalten. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Betrachtung der Blutdruckregulationsstörungen ist der Prozess der Arteriosklerose. Der Skleroseprozess wiederum hat mit der Blutzusammensetzung und Fließeigenschaft des Blutes sowie der Gefäßwandbeschaffenheit zu tun. Im Lebendigen stagniert das Blut nicht. Wenn wir jedoch träge und steif werden, droht Stagnation. Zu erwähnen sind hier auch die Forschungen von Lothar Wendt (»Gesund werden – durch Abbau von Eiweißüberschüssen«). Selbst ein fixierter Hypertonus kann bei länger durchgeführter Frischkostbehandlung unter Meidung von tierischem Eiweiß wieder absinken
Werden die Fehler in der Ernährung abgestellt, kann sich das Schicksal des Kranken wenden. Sehr positiv wirkt sich auch das aerobe Ausdauertraining aus. Tägliches Gehen von etwa 3 Kilometern Wegstrecke hat sich bewährt. Sportmedizinische wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass durch körperliches Bewegungstraining (»Langzeitdauerbewegung«) eine deutliche Blutdrucksenkung erreicht werden kann.
Ergibt sich aus einem offenen, vertrauensvollen Patient-Arzt-Gespräch, dass der Patient durch stressige, konflikthafte Lebensumstände chronisch belastet ist, sollte er nicht zögern, mit einer aufdeckenden Lebensberatung zu beginnen. Wir wünschen uns alle Ruhe, Frieden und eine innere Balance. Die digitale, virtuelle Medienwelt und hektische Betriebsamkeit führen oft zu Reizüberflutung und Überforderung unseres Sinnensystems. Der wie ein Roboter von außen gesteuerte Mensch findet keinen Ort der Stille, keine Kontemplation. Hoffnung keimt im meditativen Betrachten natürlicher Phänomene. Beispiele sind die Beobachtung eines Vogels im Flug oder die Bewegung der Blätter eines Baumes im Wind. Auch wenn die Sorgen des Alltäglichen sie überwältigen und bedrohlich auf sie einprasseln, besteht die Möglichkeit sich in Geduld übend dem Positiven zu öffnen Die Quelle des Glücks besteht ja nicht bloß im Materiellen und Intellektuellen, sondern mehr in künstlerischen und kreativen Tätigkeiten. Man braucht etwas Mut, um sich von den Kategorien einer Leitlinienmedizin zu lösen. Erfreulich ist die Neuaufnahme gesundheitsfördernder Maßnahmen als Basistherapie der arteriellen Hypertonie. Genannt werden Dynamisches Ausdauertraining, Regulierung der Lebensweise (Kaffee, Alkohol, Nikotin), und mediterrane pflanzenbetonte Kost.

Literatur:
Herzinfarkt, emu Verlag, 19. Auflage
Kurzlehrbuch Innere Medizin, Thieme, 4. Auflage
Physiologie Urban u. Fischer, 6. Auflage