Penicillin-Allergie

Frage:
Ich habe eine Penicillin-Allergie. Nach der Einnahme von Penicillin wegen einer Rachenentzündung reagierte ich mit starkem Juckreiz und Magen-Darm-Problemen. Wie soll ich mich nun verhalten?

Antwort:
Penicilline gehören zu den am häufigsten verordneten Antibiotika. Sie werden im Praxisalltag noch immer zu o und zu leichtfertig verschrieben. Antibiotika sind bakterizid wirkende Chemotherapeutika. Als Arzneimittel-Allergie werden allgemein solche Reaktionen mit Krankheitswert bezeichnet, welche auf einer Arzneimittel-bedingten Aktivierung des Immunsystems beruhen. Zutreffender wäre es, von einer unerwünschten Arzneimittelreaktion zu sprechen.
Ein Antibiotika-induziertes Arzneimittelexanthem ist ein häufig zu beobachtendes Phänomen. Exanthem bedeutet Hautrötung, Ausschlag. Der Begriff Allergie (gr. all-ergein) heißt so viel wie »anders reagieren«.
Es ist schwer zwischen allergischen und toxischen Reaktionen zu unterscheiden. Immer sollte die individuelle Konstitution und Disposition (»Krankheitsbereitschaft«) berücksichtigt werden.
Das Ausweichen auf andere Antibiotika hat oft Nachteile, da diese die Resistenzbildung
verstärken. Resistenz bedeutet, dass das Chemotherapeutikum gegenüber einer Keimart keine keimhemmende Wirkung hat. Breitband- und Reserveantibiotika haben noch weitere Nachteile. Die Verabreichung kann mit stärkeren Nebenwirkungen einhergehen und zu problematischen Darmbesiedlungen führen. Im Darm kann es zu einer Störung des bakteriellen Keimspektrums kommen. Deshalb sollte eine vermutete Penicillin-Allergie nicht automatisch dazu veranlassen, alternative Chemotherapeutika einzusetzen.
In seinem lesenswerten Ratgeber »Erkältungen müssen nicht sein!« hat Dr. med. Max Otto Bruker auf die Nachteile der Antibiotika hingewiesen und wirksame biologische Therapiemaßnahmen aufgezählt. Aus der Erhebung der Anamnese wird ersichtlich, ob bei nahen Verwandten (Familienanamnese) Arzneimittelreaktionen bekannt sind. Sind zuvor andere Antibiotika verordnet worden (wiederholte Einnahme)? Bestehen andere Überempfindlichkeitsreaktionen (Heuschnupfen, Asthma, Ekzeme)? Man unterscheidet grundsätzlich zwei Manifestationsformen der »allergischen« Reaktion, die sich im Antigen-Antikörper-Stoffwechsel abspielt: Akute Verlaufsform und Reaktionen vom verzögerten Typ. Die schwerste akute Verlaufsform ist die Anaphylaxie. Mögliche Symptome sind Atemnot, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Herzrasen, Blutdruckabfall, Krämpfe und Bewusstseinsstörungen.
Häufiger treten Symptome wie Hautausschlag, Nesselsucht, Juckreiz, Lippen-, Lid- oder Zungenschwellung, Fieber, laufende Nase und tränende Augen auf.
Um der aufwendigen Prozedur mit Desensibilisierungsbehandlungen zu umgehen und der Stigmatisierung mit Allergiepass und Notfallausweis zu entkommen, ist es ratsam, die Lebensverhältnisse zu ändern und eine tiereiweißfreie vitalstoffreiche Vollwertkost einzuhalten. Vorbeugen ist immer besser als kurieren!
Zur Stärkung der Abwehrkräfte haben sich besonders physikalische Maßnahmen bewährt.
Dazu zählen: Kneippsche Waschungen, wechselwarme Teilbäder, Güsse, Luftbäder, Sonnenbäder und regelmäßiges Saunieren.

Literatur
Erkältungen müssen nicht sein, emu-Verlag, 19. Auflage
Klinische Pharmakologie, Gustav Fischer, 8. Auflage.

Exkurs: Die Ära des Penicillins
Nachdem schon früher beobachtet worden war, dass Schimmelpilze das Wachstum von Bakterienkolonien zu hemmen vermochten, ging Alexander Flemming (1881 – 1955) dieser Frage 1928 eingehender nach und konnte schließlich die bakterienhemmende Substanz das Penicillin isolieren. Erst nach der Reindarstellung des Penicillins durch Howard Walter Florey (1896 – 1968) und Ernest Boris Chain (1906 – 1979) wurde ab 1942 die großtechnische Produktion dieses Antibiotikums möglich.
Die Medizin erlebte ab den 1930-er Jahren eine grundlegende Revolution. Die forschenden Wissenschaftler setzten sich zum Ziel, noch in ihrer Generation alle »Feinde« des menschlichen Körpers zu bezwingen.
Zufällig beobachtete der Mediziner Alexander Flemming in der Londoner St. Mary’s Hospital Medical School ein Phänomen, das er daraufhin genauer untersuchte. Er wollte gerade eine Petrischale mit einer Bakterienkultur entsorgen, die er wohl vergessen hatte und in die ein Schimmelpilz der Gattung Penicillium (von lat. penicillus, Pinsel) gelangt war. Da bemerkte er, dass die Bakterien an den vom Pilz befallenen Stellen abgestorben waren. Bei weiteren Experimenten stellte er fest, dass der Pilz eine gelbliche Flüssigkeit absonderte, die verschiedene krankheitserregende Bakterienstämme abtötete. Flemming veröffentlichte seine Erkenntnisse in einem Fachartikel und nannte die unreine Flüssigkeit darin Penicillin. Für die Extraktion und Reindarstellung sorgten weitere Forscher. Dies war die Voraussetzung für die pharmazeutische Herstellung großer Mengen. 1945 erhielt Flemming mit den beiden oben genannten Forschern den Nobelpreis.