Interstitielle Zystitis

Frage:
Bei mir (weibl., 42 J.) wurde die Diagnose chronische abakterielle Zystitis (= interstitielle Zystitis) gestellt. Ich leide unter häufigem Harndrang und Blasenschmerzen. Der Urologe
empfiehlt eine Blasenspiegelung mit Biopsie. Gibt es eine Hilfe?

Antwort:
Die chronische Entzündung der tieferen Blasenwandschichten ohne bakterielle Beteiligung, geprägt von häufigem Harndrang und starken Schmerzen, wird auch als »Syndrom
der schmerzenden Blase« bezeichnet. Über die Ursache herrscht Unklarheit. Eine erfolgreiche Therapieoption steht nicht zur Wahl. Bei dem heillosen Durcheinander an Hypothesen über die Entstehungsursache, wundert es keinen, dass verschiedenste Therapieansätze mit bescheidenem Erfolg angeboten werden. Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts galt die »interstitielle Cystitis« unter Psychosomatikern als »Modediagnose«. Man sprach von einer Verlegenheitsdiagnose, die junge Frauen stigmatisierte und in eine lange Krankheitskarriere führte. Obgleich dieses Phänomen –
sorgfältig diagnostiziert – selten ist, wird die Diagnose immer häufiger gestellt, und es wurde eine Gesellschaft der Betroffenen gegründet. Der Förderverein interstitielle Cystitis legt Wert darauf zu betonen, dass die Ḱrankheit weder psychosomatisch noch stressbedingt ist. Andererseits hält man eine psychologische Unterstützung für hilfreich und wichtig und rät zu Stressvermeidung. Wenn Sie auf die Suche nach fundierten Informationen gehen, landen Sie im »Niemandsland«. Viele Widersprüche und unzählige allgemeine Tipps begegnen Hilfesuchenden. Heute spricht man auch vom Painfull Bladder Syndrome (= PBS).

Frauen sind neun Mal häufiger betroffen als Männer. Das Hauptmanifestationsalter liegt zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Schätzungsweise sind etwa 10 – 500 von 100 000 Frauen betroffen. Häufig haben die Betroffenen gleichzeitig rheumaartige Gelenkschmerzen, migräneartige Kopfschmerzen, Allergien und/oder Magen-Darmprobleme. Als mögliche Ursachen gelten frühere Blasenentzündungen, eine unzureichende Schutzfunktion der Blasenschleimhaut (Barrierestörung), im Urin enthaltene zellschädigende Substanzen (Noxen), hormonelle, neurologische oder gefäßbedingte Störungen. Derzeit gibt es keine allgemein anerkannte Therapiestrategie der »interstitiellen Cystitis«. Das Therapieangebot
reicht von Spülungen der Blase mit Medikamenten und der Überdehnungstherapie (Dehnen der Blase mit Wasser) in Narkose bis zum operativen Eingriff (Blasenerweiterungsplastik).
Ich möchte Ihnen raten, sich an einen ganzheitlich orientierten Arzt zu wenden, der sich in der ursächlichen, biologischen Therapie gut auskennt. Zuerst muss die Krankenvorgeschichte erhoben werden. Dann erfolgt die körperliche Untersuchung, die ggf. durch apparative Diagnostik ergänzt wird. Es gibt keine Krankheit ohne Ursachen! Kennt man die Ursache, so kann sie auch abgestellt werden. Das spezifische Homöopathikum wird nach individuellem Beschwerdebild und Modalitäten ausgewählt. Folgende symptomorientierte Arzneien haben sich bewährt: Paeonia officinalis, Pareira brava, Colocynthis, Pichi-Pichi oder Petroselinum. Weitere empfehlenswerte Naturheilmittel: Heublumensack, Lendenwickel, Oxalis Leibauflage, Neuraltherapie, Akupunktur. Tiereiweißfreie Vollwertkost, Genussdrogen meiden!