Der „Wünschewagen“ – eine Einrichtung, die begeistert

Spendenübergabe an den Wünschewagen

(Aus der Zeitschrift „Der Gesundheitsberater – September 2023“)

Während einer Mitarbeiterrunde im Dr.-Max-Otto-Bruker-Haus in Lahnstein, zu der alle Abteilungen des Hauses wöchentlich anwesend sind, kam die Idee auf, dass Dr. Mathias Jung, Gestalttherapeut und Referent im Bruker-Haus sowie außerhalb, seinen regelmäßigen Dienstagsvortrag für einen guten Zweck – als Benefizveranstaltung – halten könnte. Das wurde sehr begrüßt. Zu diesem Zweck überlegten wir, wen wir bedenken können. Die Kollegin Tanja Frank brachte den »Wünschewagen« vom »Arbeiter-Samariter-Bund« ins Spiel. Die Ärztin und Kollegin Ronja Lutz machte sich gleich daran, Kontakt zu den ehrenamtlichen Helfern des Wünschewagens aufzunehmen. Daraufhin erhielten wir Unterlagen. Diese waren so berührend, dass die Geschäftsführerin der GGB, Petra Daum, noch einmal Kontakt aufnahm und anfragte, ob die GGB für ihre Mitgliederzeitschrift DER GESUNDHEITSBERATER einen Bericht dazu bekommen könnte. So kam ein schöner Kontakt zustande.

Der Live-Vortrag »AußenBeziehung: Ende oder Neuanfang einer Liebe?« von Dr. Mathias Jung wurde am 16. Mai 2023 aus dem Bruker-Haus parallel für Online-Zuschauer über einen Link angeboten. Anstelle eines »Eintritts« wurde um eine kleine Spende für den »Wünschewagen Rheinland-Pfalz« gebeten, der schwerkranken Menschen letzte Herzenswünsche erfüllt.

Die ehrenamtlichen Wunscherfüllerinnen und -erfüller haben alle eine pflegerische oder rettungsdienstliche Ausbildung und sind mit an Bord. Jeder, der eine solche Bildung hat, kann ehrenamtlich mitarbeiten. Für jegliche Unterstützung ist der ASB sehr dankbar.

Am 21. Juli 2023 konnte von Dr. phil. Mathias Jung, Petra Daum und dem 1. Vorsitzenden der GGB, Dr. med. Jürgen Birmanns an Manuela Stebel, einer Mitarbeiterin des Arbeiter-Samariter-Bundes, ein Scheck in Höhe von 600,- Euro überreicht werden. Die Mitarbeiter des Bruker-Hauses sind sehr dankbar, dass sie durch den Vortrag und die daraus resultierenden Spenden zu dieser sinnvollen Arbeit beitragen können.

Herzlichen Dank an alle Spenderinnen und Spender!

Falls Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch spenden möchten:

Spendenkonto Wünschewagen
Kontoinhaber: ASB Landesverband Rheinland-Pfalz e. V.
Bankverbindung: Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE18 6602 0500 0007 7901 17
BIC: BFSWDE33KRL

 

Hier der oben erwähnte Artikel aus unserer Mitgliederzeitschrift („Der Gesundheitsberater – August 2023“):

Der „Wünschewagen“ – ein Ehrenamtsprojekt des ASB Rheinland-Pfalz e.V.

Die Wünschewagen-Idee

Letzte Wünsche wagen – das ist die Mission der Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes. Unser rein ehrenamtlich getragenes und aus Spenden finanziertes Projekt erfüllt schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase einen besonderen Herzenswunsch. Noch einmal ans Meer, ins Theater, in den Pferdestall oder nach Hause, um ein letztes Mal im eigenen Bett zu schlafen – die Liste der erfüllten Wünsche ist so vielfältig wie unsere Fahrgäste selbst. Doch letztendlich haben die Wunschfahrten alle das gleiche Ziel: den Fahrgästen und ihren Familien noch einmal ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und positive Erinnerungen zu schenken, die Kraft geben.

Ausgangspunkt für dieses Herzensprojekt war der ASB-Verband Ruhr e.V.: Nach einer Idee aus den Niederlanden startete dort 2014 der erste Wünschewagen auf deutsche Straßen. Mittlerweile gibt es flächendeckend 24 Wünschewagen-Standorte in der Bundesrepublik, die bis heute über 2.500 letzte Herzenswünsche erfüllen konnten. Der Wünschewagen in Rheinland-Pfalz ist seit Januar 2017 unterwegs und hat bis heute über 250 Fahrgäste zu Wunschzielen gebracht. Die Projektkoordination und die Garage des Wünschewagens befindet sich in Worms, in den Räumlichkeiten des ASB Kreisverbandes Worms / Alzey. Von dort aus starten die ehrenamtlichen Bordteams zu ihren Fahrgästen aus dem gesamten Bundesland.

Der Wünschewagen selbst ist ein Krankentransportwagen, der eigens für das Projekt konzipiert und ausgebaut wurde: durch seine Rundumverglasung, eine angenehme Beleuchtung mit Sternenhimmel, eine Musikanlage und weitere liebevolle Details wird er zum komfortablen Reisemobil. Das medizinische Equipment ist dezent hinter blau-weißen Türen versteckt, denn die Krankheit darf am Wunschfahrttag weit in den Hintergrund rücken.

Wen findet man an Bord des Wünschewagens?

Das Angebot richtet sich an Menschen jeden Alters, die sich in einer palliativen Situation befinden und in Rheinland-Pfalz wohnen oder in einer Pflegeeinrichtung betreut werden – unabhängig von Alter, Herkunft oder Diagnose. Der Wünschewagen setzt da an, wo Angehörige überfordert sind: wenn ein Fahrgast einen speziellen Transport benötigt, pflegerische / medizinische Betreuung notwendig ist oder die Familie sich den Ausflug mit dem schwerstkranken Angehörigen alleine nicht mehr zutraut.

Alle Wunschfahrten werden von qualifizierten, ehrenamtlichen Wunscherfüller und Wunscherfüllerinnen begleitet, die ihre Zeit verschenken, um letzte Wünsche wahr werden zu lassen. Das multiprofessionelle Wünschewagenteam setzt sich aus Fachkräften aus den Bereichen Pflege, Palliative Care und Rettungsdienst zusammen, denn die Betreuung und Begleitung von Menschen in ihrer letzten Lebensphase stellt hohe Anforderungen an alle Beteiligten. Bei jeder Wunschfahrt ist der Wagen mit mindestens zwei ehrenamtlichen Kräften besetzt. Der Lohn für ihre Arbeit sind leuchtende Augen bei den Fahrgästen und deren Familien und die Gewissheit, unvergessliche Erinnerungen geschenkt zu haben.

Die Wunscherfüllung ist für jeden Fahrgast und eine Begleitperson kostenfrei. Finanziert wird das Wünschewagen-Projekt ausschließlich aus Spenden und ASB-Mitgliedsbeiträgen sowie ehrenamtlichem Engagement. Das Wünschewagenteam freut sich daher immer über Spenderinnen und Spender, Benefizaktionen und qualifizierte Ehrenamtliche, die unterstützen möchten.

»Er will das Meer noch einmal sehen, es ist so wichtig für ihn!«

Das war der Anruf von Markus, der für seinen besten Freund »HD« unser Wünschewagenteam um Unterstützung bat. Nach vielen Telefonaten und der Herausforderung, zehn Familienmitglieder unter einen Hut bekommen, startet der Wünschewagen Ende März Richtung Nordsee: mit zwei ziemlich besten Freunden an Bord und der Familie im Gefolge. Nach einer langen Fahrt geht es in der Abenddämmerung das erste Mal über den Deich. Die Nordsee ist aufgewühlt, der kalte Wind pfeift um die Ohren. Die Gruppe beschließt den Abend mit einer gemeinsamen Runde auf der Terrasse im Hotel, ausgelassen, lachend, nachdenklich.

Am nächsten Morgen vereint alle das Ziel, zusammen mit HD einen schönen Tag am Meer zu verbringen. Nur leider hat dies dem Wettergott niemand mitgeteilt. Am Strand ist es ungemütlich, regnerisch, kalt. »Das ist nicht so schlimm. Hauptsache ich bin hier!« Dass mit der Sandburg bauen wird nix, freizügig über den Strand rennen – auch nicht zu empfehlen. Markus, Tammy und Manuela lösen dann stellvertretend für alle ein, was zunächst nur eine vage Idee war: Baden in der Nordsee. In dicken Jacken, Mütze und in Badehose rennen sie durch das kalte Wasser.

Am Nachmittag geht es zurück aufs Festland. Gemeinsames Essen, Lachen, Albereien, Diskussionen und auch gemeinsames Weinen verbindet die Familie und mittendrin unsere Wunscherfüller Hans und Manuela. Es ist immer wieder das »Sternenleuchten« dieser Wunschfahrten, was sie gemeinsam mit den Fahrgästen und deren Liebsten erleben dürfen. Die Verbundenheit in den Emotionen. Die Nähe einer Gruppe Menschen, die sich fremd begegnen und als »ziemlich beste Freunde« verabschieden …

Letzte Wünsche sind vielfältig und jede Wunscherfüllung einzigartig

Nicht jede Fahrt mit dem Wünschewagen hat solch ein weites Ziel, wie die Fahrt von Hans-Dieter mit seiner Familie. Normalerweise sind es Tagesausflüge, zu denen das Wünschewagenteam morgens aufbricht und den Fahrgast am Abend wieder wohlbehalten nach Hause oder in die Pflegeeinrichtung bringt. Nur wenn die Anfahrt zum Wunschziel und die Rückreise nicht an einem Tag machbar sind, werden eine beziehungsweise (bei sehr weiten Fahrten) maximal zwei Übernachtungen eingeplant. Letzteres stellt sehr große Anforderungen an alle Beteiligten. Nicht nur die ehrenamtlichen Wunscherfüller/Wunscherfüllerinnen müssen sich für einen langen Zeitraum Zeit freischaufeln, auch für den Fahrgast und die Begleitperson sind weite Strecken und eine Übernachtung in einem fremden Hotelzimmer sehr anstrengend und herausfordernd.

Sehr genau wiegen daher die Projektkoordinatoren im Vorfeld gemeinsam mit dem Fahrgast und dem versorgenden Umfeld ab, ob das Fahrtziel und alle geplanten Aktivitäten für den Schwerstkranken überhaupt zumutbar und realisierbar sind. Denn die schönen Momente sollen an diesem Tag überwiegen und die Strapazen der Reise so klein wie möglich gehalten werden. Dabei stellen die Projektkoordinatoren regelmäßig die Frage, welche Sehnsüchte und Bedürfnisse hinter einem geäußerten Wunsch stehen. Geht es darum, noch einmal die Füße im feuchten Sand zu spüren, mit seinen Liebsten am Wasser zu sitzen und unbeschwerte Zeit miteinander zu genießen, wird nicht selten aus dem Wunschziel »Meer« ein Tagesausflug zu einem See mit kurzer, stressfreier Anreise und der Sicherheit, abends wieder in vertrauter Umgebung zu sein.

Die kleinsten Wünsche sind manchmal riesengroß

Oftmals sind es, von außen betrachtet, auch sehr bescheidene und kleine Wünsche, die mit dem Wünschewagen erfüllt werden. Dabei geht es um Dinge, die für gesunde Menschen ganz selbstverständlich und ohne großen Aufwand erlebt werden können: der Besuch im eigenen Schrebergarten, ein Spaziergang mit dem Hund am Rhein, der gemütliche Abend mit Freunden im Biergarten oder die Teilnahme an der Hochzeit der Tochter. Für unsere häufig auf einen sitzenden oder liegenden Transport angewiesenen Fahrgäste, wären diese Erlebnisse ohne den Wünschewagen nicht mehr möglich.

Was es für den Fahrgast bedeutet, diesen Tag trotzdem erleben zu können, ist oftmals kaum in Worte zu fassen, und das dankbare Leuchten in deren Augen ist ein unbezahlbarer Lohn für unsere Wunscherfüller/Wunscherfüllerinnen.

Erst kürzlich fasste eine Ehrenamtliche das Erlebte mit den schönen Worten zusammen: »Am Ende des Tages waren wir die Beschenkten.« Wenn man weiß, welchen Wunsch diese Wunscherfüllerin gerade erfüllt hatte, bekommt ihre Aussage noch höheres Gewicht. Ihr Fahrgast hatte den sehnlichen Wunsch gehabt, den Friedwald zu besuchen, in dem er so oft mit seiner Frau spazieren gegangen war und in dem er sich seine letzte Ruhestätte ausgesucht hatte. Als er auf der Trage des Wünschewagen auf einem Waldweg mitten im frischen »Maigrün« stand, beschrieb er mit nur drei Worten, was die Erfüllung dieses kleinen Wunsches für ihn bedeutete: »Ganz großes Kino!«.

Wenn auch Sie den Wünschewagen mit einer Spende oder ehrenamtlicher Mitarbeit unterstützen oder die Erfüllung eines letzten Herzenswunsches auf den Weg bringen möchten, erreichen Sie das Wünschewagenteam Rheinland-Pfalz unter der Rufnummer 06241 / 97879-18 oder über die E-Mail-Adresse wuenschewagen@asb-rp.de . Und erzählen Sie gerne in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis vom Wünschewagen, damit unsere Hilfe dort angekommen kann, wo sie dringend benötigt wird. Denn: Kein Wunsch darf verloren gehen!