Thementag Kopfschmerzen im Dr.-Max-Otto-Bruker-Haus: Ein Erfahrungsbericht
Von Astrid Bergob, ärztlich geprüfte Gesundheitsberaterin GGB
Mit meiner Tochter Emily bin ich früh am Morgen von Monheim am Rhein bei Düsseldorf gestartet, um pünktlich um 9 Uhr in Lahnstein im Bruker-Haus zum Vollwert-Frühstück anzukommen. Dr. Mathias Jung kam fröhlich in die Eingangshalle und begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die
schon früher da waren, mit einer herzlichen Umarmung und lieben Worten. Er hatte sich gefreut, meine Tochter wiederzusehen, die als kleines Mädchen bei den Tagungen in der Stadthalle in Lahnstein bei der Kinderbetreuung oft dabei war und jetzt eine junge Dame von inzwischen 16 Jahren ist.
Nachdem wir ein köstliches Frischkorngericht genossen und schon mit ein paar der anderen Teilnehmerinnen gesprochen hatten, suchten wir uns einen Platz in der großen Runde im Seminarraum. Eine Teilnehmerin hatte ihre Gitarre dabei und spielte für uns zur Einstimmung ein Morgenlied – begleitet von ihrem hübschen Gesang. Es waren 20 Teilnehmerinnen und ein mutiger Teilnehmer anwesend. Dr. med. Jürgen Birmanns und der Psychotherapeut Hassan El Khomri schlugen vor, andere Wörter für Schmerzen zu suchen, damit nicht alle in der Runde am Ende Kopfschmerzen haben. Die Ausdrücke
»Signale« und »Nachrichten« wurden vorgeschlagen. Neutralere Begriffe, die sich nicht so negativ wie Schmerzen anhören.
In der Vorstellungsrunde stellten sich alle mit den Beschreibungen ihrer jeweiligen Kopfschmerzen vor. Uns wurde bewusst, dass jeder Mensch Kopfschmerzen oder Migräne anders erlebt. Meine Tochter hat, wenn sie gelegentlich an Migräne leidet, ein Kribbeln und Taubheitsgefühle in den Händen und im Gesicht. Auch ist ihr Sehvermögen dann teilweise beeinträchtigt. Ihr hilft es bisher, sich hinzulegen und ihr Zimmer ganz abzudunkeln und zu schlafen.
Wir sprachen darüber, dass immer wiederkehrende Kopfschmerzen zu Depressionen führen können. Spannungskopfschmerzen und Migräne, die psychische oder auch körperliche Ursachen haben können, fühlen sich für manche an wie ein »Schlag in den Nacken.« Es gibt den Cluster-Kopfschmerz, der sich in bohrenden Schmerzen im Bereich des Auges zeigt. Männer sind davon häufiger betroffen. Dr. Max Otto Bruker, bei dem ich in den 90er Jahren schon die Ausbildung zur »Ärztlich geprüften Gesundheitsberaterin GGB« absolvierte, empfahl bei Kopfschmerzen eine Ernährungs- und Lebensberatung und hat seine Tipps im Buch »Kopfschmerzen, Migräne, Schlafstörungen« beschrieben.
Das Thema Schmerzmittel wurde behandelt. Dr. Birmanns erklärte, dass eine Schmerztherapie mit Tabletten Kopfschmerzen verlängern kann. Dauerkopfschmerz ist möglich, und eine Sucht nach Schmerzmitteln kann sich entwickeln. Die Frage nach dem Sinn von Kaffee kam auf. Der
Kaffee lindert, wenn, nur kurzfristig. Hassan El Khomri wies darauf hin, dass auch hier die Schmerzen stärker werden können aufgrund des Kaffeeentzuges. Die Balance im Leben sei wichtig zwischen der Selbstfürsorge und der Hilfe für andere. Hassan empfahl uns, die Perspektive zu wechseln. Muster zu ändern. Kopfschmerzattacken sind in Muster eingebettet, die wir uns im Alltag angewöhnt haben. Im Alltag können wir Muster hinterfragen und ändern: zum Beispiel morgens nach dem Aufwachen mit dem anderen Fuß aufstehen als bisher gewohnt. Migräneattacken können sich schon Tage vor einer Attacke ankündigen und sich in Müdigkeit, Taubheitsgefühlen, Reizbarkeit, ausgeprägteren Sinneswahrnehmungen oder Heißhungerattacken zeigen. Helfen können dabei ein Saunabesuch oder eine Massage. Auf Genussmittel sollte verzichtet werden.
Statt Tabletten zu nehmen, sollte jeder lieber selbst etwas für sich tun. Den Einfluss und Spielraum, den wir für uns selbst schaffen können, sollten wir nutzen. Wenn ich
eine Tablette nehme ist es so, wie mir selbst die Kompetenz abzusprechen. Nicht ich selbst, sondern die Tablette hat mir geholfen. Die Kopfschmerzen sind ein wichtiges Signal, dass ich etwas falsch gemacht habe. Warum sind diese Symptome da? Was wollen sie mir mitteilen? Wie weit wurden wir dazu erzogen, selbst Einfluss zu haben? Wie wurde unser Charakter geprägt? Wie gehe ich damit um? Zu sagen »Es geht nicht«, ist keine Alternative!
Hassan drückte es ganz richtig aus: »Wir sind nicht nur unser Körper. Auch unsere Seele.« Der Umgang mit dem Schmerz ist wichtig. Ich habe die Möglichkeit, diese Dinge zu beeinflussen. Sich Ruhe gönnen, Reize ausschalten, wenn es zu laut ist. Wie geht unser Umfeld damit um? Meine Tochter
Emily meldete sich und sagte: »Meine Mama hat Verständnis, dass ich bei Migräne Ruhe brauche. Die meisten Lehrerinnen und Lehrer auch.«
Wir sprachen vom Placebo- und Nocebo-Effekt. Ohne Medikamente ist unser geistiger Einfluss auch sehr hilfreich. Unsere Gefühle haben einen starken Einfluss auf unsere Denkweise. Wir können andere Gedanken in dieser Situation entwickeln. Das ist oft nicht leicht, aber machbar. Es ist auch wichtig, sich nicht auf die Schmerzen zu reduzieren.
Wir können uns hilfreiche Fragen stellen:
• Wann und seit wann trat dieses Phänomen in mein Leben?
• Wo nehme ich das wahr?
• Sind es unerträgliche Schmerzen oder eher leichte?
• Wo genau befindet sich der Schmerz? Wechselt er oder ist er auf beiden Seiten?
• Gab es einen Unfall? Einen Auslöser?
• Gibt es ein Ereignis, eine physische oder seelische Verletzung?
• Wie ist der Schmerz? Bohrend, stechend, brennend?
• Gibt es Begleitphänomene wie Schwindel, Erbrechen?
Eine ursächliche Heilbehandlung ist wichtig und vergrößert die Chance auf Verbesserung. Manchmal ist ein längerer Aufenthalt in einer Klinik notwendig.
Ich brauche kein Gewitter in meinem Gehirn. Ich kümmere mich davor darum. Spüre, was mir guttut. Wie ist unsere Haltung? Denken wir: »Jetzt muss ich
zur Arbeit.« Das »Muss« setzt uns nur unter Druck und macht Stress. Viel besser wäre es, zu denken: »Ich möchte jetzt zur Arbeit.« Oder: »Ich darf jetzt zur Arbeit fahren.« Ich kann meine Situation selbst steuern. Die Symptome müssen nicht die Macht behalten. Wir dürfen uns fragen: Warum sind die Symptome da? Was wollen sie uns mitteilen? Welche Gefühle wir entwickeln, hat mit unserer Biografie, unseren Kindheitserfahrungen zu tun. Hassan El
Khomri hat unser Leben mit einem Rahmen verglichen. Ein Rahmen, der uns Grenzen setzt. So lange ich mich an die Grenzen halte, bleibe ich wo ich bin. Wenn ich die Grenzen überwinde, einen Schritt aus dem Rahmen rausgehe, entwickle ich mich weiter. Ich übernehme die Verantwortung für mein Wohlbefinden und mein Denken. Es ist wichtig, dass wir selbst wissen, was wir wollen und genau hinschauen. Wie weit führt mich diese Haltung, dass ich die Mauern meiner Grenze überwinde? Wenn es zu schwer sein sollte, alleine meine bisherigen Grenzen zu überschreiten, dann kann ich mich in
Begleitung einer anderen Person auf den Weg machen in eine Therapie.
Dr. Jürgen Birmanns sprach davon, dass wir meistens kopfgesteuert sind. Wir sind zum Beispiel geprägt durch das Pflichtbewusstsein, das unsere Eltern uns vorgelebt haben. Über die Glaubenssätze: »Was sagen denn die anderen, wenn du nicht zur Arbeit gehst?« Wenn man fühlt, dass man Dinge für andere tut statt für sich selbst, fühlt es sich nicht selbstbestimmt an. Die Einnahme einer Arznei ist etwas Passives. Ein Armbad kann helfen statt einer Tablette. Auch eine Saugglockenmassage oder Blutegel.
Dr. Bruker erzählte einmal, wenn ein Patient mit Schlafstörungen eine Tablette auf seinem Nachttisch hat, kann es ihm helfen, einzuschlafen. Hassan ist kein großer Freund von einem Schmerztagebuch. »Wenn ich mich auf den Schmerz konzentriere, kann dieser verstärkt werden. Das darf nicht sein.« Eine wohlwollende Haltung zu meinem Körper ist hilfreich. Eine ablehnende Haltung verursacht eine Verschlimmerung. Nach der Pause, in der wir uns mit einem schmackhaften vollwertigen Mittagessen gestärkt hatten, ging es mit einem Friedenslied mit Gitarrenbegleitung weiter. Es handelte vom Frieden in uns selbst und war sehr berührend.
Hassan griff nochmal das Thema Entspannung auf. Sich im Alltag zu entspannen sei wichtig. Jeden Tag eine oder noch besser zwei Entspannungsübungen durchzuführen sei optimal. Auch Kneipp-Maßnahmen. Wir brauchen eine innere Motivation, um dranzubleiben. Nach einem Jahr kann man über die Effekte sprechen und sehen, wie erfolgreich es war. Wir können eine Entscheidung treffen: »Doch, jetzt mache ich Sport!« Es ist schwer, eine neue Gewohnheit einzuführen. Wenn wir eine Entspannungs- oder Sportart als langweilig empfinden, dann sollten wir uns Übungen suchen, die uns gefallen. Gucken, was notwendig ist, um uns körperlich und seelisch Gutes zu tun. Hassan El Khomri: »Tanzen gehen, singen. Es liegt in unserer Hand!« Die Vergangenheit können wir nicht ändern, aber die Gegenwart!
Ärger und Wut spielen eine zentrale Rolle. Wenn man sich ärgert, dann sollten wir das mitteilen. Es ist sehr hilfreich, es rauszulassen. Wir sollten nicht versuchen, Unangenehmes zu vermeiden. Durch dieses Vermeidungsverhalten können Symptome entstehen. Was vermeide ich im Leben? Wie kann ich es abbauen? Selbstunsicherheit hat Gründe, Ursachen, Funktionen. Angststörungen, Schmerzen können entstehen. Für Menschen mit Kopfleiden ist es oft schwierig, Hilfe anzunehmen. Eine perfektionistische, zwanghafte Haltung kann dahinterstecken. Versuche ich alles alleine hinzukriegen? Frage ich nach Unterstützung am Arbeitsplatz oder beiße ich die Zähne zusammen? Versuche ich alles alleine zu tun, bis es nicht mehr geht? Vergleiche mit anderen sind meistens unfair. Menschen sind nicht vergleichbar. Wir sind individuell!
Konflikte zu lösen mit gewaltfreier Kommunikation ist wichtig. Wenn ich einen Konflikt in der Partnerschaft habe, kann ich so viele Tabletten nehmen, wie ich will. Es wird sich nichts ändern.
Es gibt Menschen, die können 40 km am Stück laufen. Will ich das auch können? Es geht oft um Leistung. Unterschiedliche Biografien sind am Werke. Wie waren die Eltern, Großeltern? Welche Gene trägt ein Mensch in sich? Der Mensch ist individuell geschaffen!
Hassan El Khomri wies noch einmal darauf hin, Entspannungsverfahren zu lernen. Optimal ist es, diese mehrmals am Tag durchführen. Einfach machen! Hassan hat vor sechs Jahren mit Meditation angefangen und praktiziert dies morgens und abends. Jürgen zitierte den iranisch-deutschen Neurologen,
Psychiater, Psychotherapeuten und Buchautoren Nossrat Peseschkian: »Der Migränepatient hat die Fähigkeit, sich über viele Dinge den Kopf zu zerbrechen.«
Dr. Birmanns gab einige tolle Empfehlungen aus der Naturheilkunde: zum Beispiel die heiße Dauerbrause mit über 38 Grad warmem Wasser für 15 bis 20 Minuten. Im Sitzen wird warmes Wasser mit langsam ansteigender Temperatur auf den unteren Rücken laufen gelassen. Auch kann eine Saugglockenmassage guttun, die in s-förmigen Bahnen an der Wirbelsäule entlang durchgeführt wird. Die Durchblutung wird dadurch gesteigert
und die Faszien gelöst. Der beliebte Heublumensack aus der Apotheke stellt das Morphium der Naturheilkunde dar. Er sollte 30 × 40 cm groß sein und 500 bis 600 Gramm Heublumensamen enthalten. Ein Senfmehlfußbad kann ebenfalls entspannen und Linderung schenken oder vor einer Migräne als Vorbeugung eingesetzt werden. Eine Unterschenkelbadewanne wird zur Hälfte mit 40 Grad heißem Wasser gefüllt und 2 EL Senfmehl (gemahlene
Senfsamen) direkt im Wasser oder in einem Säckchen verteilt. Die Unterschenkel werden darin 5 bis 10 Minuten gebadet. Auch kann ein kurzes 30 Sekunden langes kaltes Bad in einer Armbadewanne hilfreich sein. Das Wasser soll eine Temperatur von 16 bis 18 Grad haben. Danach sollen die Arme bewegt werden bis es zur Wiedererwärmung kommt.
Die Homöopathie bietet ebenso gute Möglichkeiten bei Migräne oder Kopfschmerzen. Zum Beispiel Belladonna D 6 bei Lichtempfindlichkeit und pulsierendem, klopfenden Kopfschmerz. Am besten ermittelt man das individuelle Beschwerdebild in einer persönlichen ärztlichen Sprechstunde. Dieser Seminartag hat meiner Tochter und mir viele neue Anregungen und Impulse gegeben, wie wir beide für mehr Entspannung sorgen und der Migräne oder dem Stress etwas besser vorbeugen können. Wir bedanken uns für die wertvolle und schöne Zeit im Dr.-Max-Otto-Bruker-Haus.
Tipp für andere Seminartage: Ein paar Übungen im wunderbaren grünen Bruker-Garten, zum Beispiel ein Gang durchs Kneippbecken oder ein Spaziergang im Kurpark, wären auch eine schöne Idee und würden für etwas Bewegung sorgen.
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Zukünftige Thementage von Dr. med. Jürgen Birmanns und Hassan El Khomri:
„Hilfe bei Rückenschmerzen“ am 27.04.2024 und
„Hilfe bei Tinnitus“ am 08.06.2024