Herzinsuffizienz

Frage:
Bei meinem Großvater (82 Jahre) wurde eine Herzinsuffizienz festgestellt. Welche Symptome kennzeichnen das Krankheitsbild. Gibt es hilfreiche naturheilkundliche Therapiemaßnahmen?

Antwort:
Als Herzinsuffizienz (insufficere = lateinisch: nicht genügen) bezeichnet man das Unvermögen des Herzens, das vom Körper benötigte Blutvolumen zu fördern. Nach einer Definition der WHO (Weltgesundheitsorganisation) handelt es sich um eine verminderte körperliche Belastbarkeit aufgrund einer Funktionsstörung des Herzmuskels. Der Begriff »Herzinsuffizienz« ist keine eigenständige Diagnose, sondern die Bezeichnung für eine Kombination von Symptomen, die als Folge unterschiedlicher Grunderkrankungen auftritt. Bei Patienten über 65 Jahren ist die Herzinsuffizienz die häufigste Einweisungsdiagnose. Nach der bevorzugt betroffenen Herzkammer unterscheidet man eine Links-, Rechts- und Globalherzinsuffizienz. Nach dem zeitlichen Verlauf bei der Entwicklung der Symptomatik unterscheidet man eine akute und chronische Herzinsuffizienz.

Der klinische Schweregrad der Herzinsuffizienz wird nach der NYHA-Klassifikation (New York Heart Association) eingeteilt:

  1. Bei nachgewiesener struktureller Herzschädigung bestehen keine subjektiven Beschwerden und normale körperliche Belastbarkeit.
  2. Bei nachgewiesener Herzkrankheit kommt es unter stärkerer körperlicher Belastung zu Atemnot und anderen Symptomen der Herzinsuffizienz.
  3. Auf dem Boden einer strukturellen Herzschädigung kommt es schon bei leichteren, alltäglichen Belastungen zu Atemnot und anderen typischen Zeichen einer Herzinsuffizienz.
  4. Luftnot und andere Symptome der Herzinsuffizienz treten schon bei minimaler Anstrengung oder in körperlicher Ruhe auf.

Dem Schweregrad des Zustands entsprechend kann zwischen einer Belastungsinsuffizienz und einer Ruheinsuffizienz differenziert werden. Die Diagnose einer Herzinsuffizienz erfordert immer die Suche nach deren Ursache.

Beim Vorliegen einer Herzinsuffizienz unterscheidet man pathophysiologisch zwischen einer Pumpschwäche der Herzkammern (Vorwärtsversagen) mit der Folge von allgemeiner Leistungsschwäche und einer Stauung des Blutes in den Lungenvenen beziehungsweise in den großen peripheren Venen (Rückwärtsversagen) mit der Folge von Atemnot und Stauungsödemen in den Beinen. Zusammenfassend können bei Herzinsuffizienz folgende Symptome festgestellt werden: Leistungsminderung, Tachykardie (zu schneller Herzschlag), Herzvergrößerung, Nykturie (nächtliches Wasserlassen), Ödeme (Wasseransammlung) in den Beinen und demzufolge Gewichtszunahme, sichtbare Venenstauung (Halsvenen, Zungengrundvenen), Lebervergrößerung (Stauungsleber), Verdauungsbeschwerden, Dyspnoe (Luftnot), Orthopnoe (Schlafen mit erhöhtem Oberkörper), Zyanose (Mangelversorgung des Blutes mit O2), Lungenödem mit Rasseln über Brust und schaumigem Auswurf, Asthma cardiale (nächtlicher Husten und anfallsweise Orthopnoe = Aufrechtsitzen im Bett), Merk- und Konzentrationsstörungen durch Mangelversorgung des Gehirns u. a. m. Die Therapie muss sich an den zugrunde liegenden Ursachen orientieren.

Eine Behandlung mit Phytopharmaka bzw. homöopathischen Arzneizubereitungen eignet sich bei leichteren Formen der Herzinsuffizienz. Wirksame und gut verträgliche Heilpflanzen können innerlich in Form von Tropfen oder Tabletten verordnet werden: Adoniskraut (Adonis vernalis), Maiglöckchenkraut (Convallaria majalis), Meerzwiebel (Scilla maritima), Oleanderblätter (Oleander) und Weißdorn (Crataegus).

Königin der Nacht (Cactus grandiflorus), Roter Fingerhut (Digitalis) und Strophanthus (Strophanthin) haben sich als potenzierte Arzneimittel in der Homöopathie bewährt. Auch die aktive Kneipptherapie kommt bei akuter oder schwerer Herzinsuffizienz kaum in Frage. Bei ausreichender Kompensation kann eine Kneipptherapie nützlich sein. Die individuelle Ausgangslage sollte berücksichtigt werden. Je nach Verträglichkeit kommen folgende Kneippanwendungen zum Einsatz: Trockenbürstungen, Teilwaschungen (Ober- und Unterkörperwaschung), Wassertreten, Wechselarm- bzw. Wechselfußbad, Herzauflage mit Campher, Fußwadenwickel.

Literatur: Innere Medizin, Duale Reihe, Hippokrates, 1999

Autor: Dr. med. Jürgen Birmanns

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