Klinische Untersuchung der Brustdrüsen

Frage:
Ich (weiblich, 52 J.) möchte mich nicht regelmäßig mammographieren lassen. Gibt es eine andere Möglichkeit, die Brustdrüsen untersuchen zu lassen?

Antwort:
Die Untersuchung der Brust beginnt mit der Inspektion. Dazu sitzt oder steht die Patientin in entspannter Haltung. Der Oberkörper sollte vollständig entkleidet werden. Die Arme hängen zunächst herab, dann werden sie in die Hüfte gestemmt und schließlich angehoben, so dass beide Hände hinter dem Kopf liegen. Das Betrachten der Brustdrüsen erfolgt also bei verschiedenen Armpositionen. Danach bittet man die Patientin sich vorzubeugen. Wenn der Oberkörper vorwärts gebeugt wird, heben sich die Brüste vom Brustkorb ab und können so nochmals im Seitenvergleich genau inspiziert werden. Folgende Gegebenheiten müssen beachtet werden:

  • Größe, Form, Seitendifferenzen der Mamma und des pigmentierten Brustwarzenhofes. Verdacht erregen müssen neu aufgetretene Größendifferenzen der Mammae.
  • Hautveränderungen: Einziehung, Vorwölbung, Ekzeme, Rötungen, neu aufgetretene einseitige Einziehung der Haut, besonders beim Anheben der Arme, als Konturveränderungen (Plateauphänomen)
  • Verwachsungen der Mamma mit dem Untergrund, die als Fixierung beim Hochheben der Arme zu erkennen sind; Apfelsinenhaut, Hautödem, Hautulzerationen (-geschwür).
  • Sekretion: ein- oder beidseitige blutige oder missfarbene Mammasekretion.

Nach der Inspektion erfolgt die Palpation (Tastuntersuchung) der Brustdrüsen. Die Tastuntersuchung der Brust wird im Stehen und im Liegen durchgeführt. Beide Mammae werden systematisch seitenvergleichend in allen vier Quadranten abgetastet. Man palpiert bimanuell, wobei die Brustwand als Widerlager fungiert. Wichtig ist, dass die Brüste systematisch palpiert und quadrantenweise mäanderförmig und zirkulär untersucht werden. Mit mehr oder weniger leichtem Druck sucht der Arzt mit den Fingerkuppen sorgfältig nach unscharf begrenzten Gewebsverhärtungen oder Knoten im Drüsengewebe. Über solchen Verfestigungen, die sich gegen ihre Umgebung abheben, prüft man dann die Verschieblichkeit und die Faltenbildung der Haut.

Schließlich werden beide Achselhöhlen, die Ränder der Brustmuskeln und die Gruben über und unter den Schlüsselbeinen auf Lymphknoten oder Konturveränderungen abgetastet. Durch leichten Druck auf die Mamillen (Brustwarzen) wird dann noch geprüft, ob Sekret austritt. Bei tastbaren Gewebsverhärtungen wird die Lokalisation (Seite, Quadrant), Größe, Konsistenz, Abgrenzbarkeit, Verschieblichkeit und Druckschmerzhaftigkeit dokumentiert. Die gründliche Untersuchung der weiblichen Brust erfordert Zeit. Hektik, Oberflächlichkeit und Routine sind gefährlich und können schwerwiegende Folgen haben.

Literatur: Anamnese und Befund, Thieme, 10. Aufl.