Die Geschichten hinter dem Lockdown Nr. 08: „Corona-Zeit in Spanien“

Erfahrungsbericht von Steffi Petters

Es ist schwer, die letzten 5 Monate auf eine Seite zu bringen, doch ich werde es versuchen. Mein Name ist Steffi. Ich wohne in der Nähe von Barcelona und arbeite mit Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren.

Am 13. März dieses Jahres kam die Anweisung, wichtige Sachen von der Arbeit mitzunehmen. Mir erschien das komisch und so packten wir ein und fuhren von Katalonien nach Aragon in das Haus meiner Schwiegereltern. Am Tag danach durfte niemand mehr seine Wohnung verlassen. Meine Tochter blieb in unserer Stadtwohnung. Die nächsten 3 Monate waren furchtbar. Ich hatte Glück und darf mich eigentlich nicht beschweren. Aber man leidet mit allen mit und die Angst und Einsamkeit machen verrückt. Ab jetzt war die Situation folgende: Den ersten Monat konnte ich über den Computer arbeiten, danach ging es in die Arbeitslosigkeit (bei meinem Beruf verständlich). Ich konnte die erste Zeit kaum essen und im Wechsel tat mir alles weh. Ich spürte wie es Familien ging, die keinen Hund, keinen Garten oder Balkon hatten… die Hölle. Die Menschen holten Hunde aus den Tierheimen, nur um spazieren gehen zu können, jetzt werden sie alle wieder ausgesetzt.

Überwachung mit Drohnen

Überall stand die Polizei. Sie kontrollierte, ob man genug eingekauft hat, um nicht am nächsten Tag wieder raus zu müssen. Die Einkaufszettel wurden kontrolliert nach Uhrzeit und Datum, den kürzesten Weg musste man nehmen. Nur wer auf Arbeit musste, durfte fahren. Mit Drohnen wurde überwacht, ob alles eingehalten wird. Die Verkäuferinnen im Dorf wurden angehalten, Leute zu melden, die nicht dauerhaft im Dorf wohnen. Man durfte die Gärten nicht bewirtschaften, das hieße ja, man geht raus. Zum Glück hat unser Garten einen Zaun und so konnten sie nichts sagen, da ich auf meinem Grundstück war.

Und es gab noch so vieles mehr, was nicht mehr möglich war. Drei lange Monate lang. Kleine Lockerungen gab es und auf dem Dorf wurde sich die Freiheit einfach geholt und im Verborgenen gelebt. Am schlimmsten war es, keinen Kontakt haben zu können. Nicht auszudenken, wie es gewesen wäre, wäre ich in der Stadt geblieben.

Die Angst der Menschen

Und nun. Wenn ich Glück habe, geht die Arbeit im September weiter. Mir wird schlecht, wenn ich an die Bedingungen denke, die dann kommen. Aber noch schlimmer ist die Angst der Menschen. Diese Angst ist so groß, dass man alles mit den Menschen machen kann, ohne dass sie widersprechen. Es gibt nur Verbote, keine Angebote. Jugendliche, die nach der langen Zeit ausflippen, andere die sich verstecken. Und so wenige, mit denen ich reden kann. Über das Warum, keiner hinterfragt, hat eine andere Meinung, alle lassen es mit sich geschehen. Zum Glück gab es Beiträge der GGB, die mir oft geholfen haben. Ich bin nachdenklicher und zurückgezogener geworden. Was macht Corona und die Angst mit einem, auch wenn man es nicht will? Eine Seite reicht nicht, um alles aufzuschreiben, aber es tut gut, etwas mitzuteilen. Danke.

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