Misteltherapie

Frage:
Ich habe Brustkrebs und möchte neben OP, Chemotherapie und Bestrahlung meine Abwehrkräfte mit einem geeigneten Mistelpräparat stärken. Mein Onkologe rät von einer Misteltherapie ab.

Antwort:
Einige anthroposophische Arzneimittelhersteller stellen Auszüge aus Mistelpflanzen her, die als Injektionslösungen in der biologischen Krebsabwehr Verwendung finden. Zur erweiterten Behandlung bei Geschwulstkrankheiten hat die Misteltherapie einen besonderen Stellenwert. Die Anwendung der Mistel als »pflanzliches Zytostatikum«
geht auf Anregungen Rudolf Steiners zurück. Bereits 1917 wurde die immergrüne, weißbeerige Mistel (Viscum album) in der anthroposophischen Medizin zur Tumortherapie eingesetzt. Je nach Tumorart wird ein Mistelpräparat als wässriger Gesamtauszug bestimmter Wirtsbäume gewählt. Die Misteltherapie eignet sich nicht nur zur Langzeitnachsorge, sondern auch zur Vorbeugung. Die spezifischen Mistellektine, Viscotoxine und wasserlöslichen Polysaccharide sind die wichtigsten Inhaltsstoffe. Lektine wirken gegen unterschiedliche Zelllinien zytotoxisch, aktivieren Makrophagen und haben immunmodulierende Eigenschaften. Die Oligo- und Polysaccharide aktivieren Monozyten, stimulieren die Proliferation von T-Helferzellen und verstärken die natürlichen Killerzellen (NK-Zellen). Viscotoxine bewirken eine erhöhte durch NK-Zellen vermittelte Toxizität. Um die individuelle Reaktionsdosis zu ermitteln, haben sich Serienpackungen in ansteigender Dosierung bewährt. Durch dieses Vorgehen sind Überreaktionen vermeidbar. Es wird zwei bis dreimal wöchentlich 1 ml subcutan (= unter die Haut) injiziert. Die optimale Dosis muss individuell ermittelt werden. Auf folgende Reaktionen ist zu achten:

  1. Änderung des subjektiven Befindens (Schwindel, Frösteln, Kopfweh, Abgeschlagenheit)
  2. Temperaturreaktion (Anstieg der Körpertemperatur)
  3. Immunologische Reaktion (Anstieg der Leukozyten)
  4. Örtliche Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle.

Beobachtungen aus vielen Anwendungsstudien ergeben eine Besserung des Allgemeinbefindens (Zunahme von Appetit und Gewicht, Normalisierung von Schlaf, Wärmeempfinden und Leistungsfähigkeit), Verbesserung der Stimmungslage, Zunahme von Lebensmut, Linderung von Schmerzzuständen. Im Mistelextrakt sind Inhaltsstoffe mit nachgewiesener tumorhemmender Wirkung.

Literatur: Die Mistel – Heilpflanze in der Krebstherapie, Rowohlt, 1999