Morbus Scheuermann

Frage:
Bei meinem Sohn (16 Jahre) wurde ein Morbus Scheuermann diagnostiziert. Er hat eine vermehrte Kyphose (rückwärts gerichtete Krümmung) der mittleren Brustwirbelsäule. Was können wir tun?

Antwort:
Die Scheuermann-Krankheit wird auch als Adoleszentenkyphose bezeichnet. Die heranwachsenden Jugendlichen fallen durch einen Hohlrundrücken auf. Bei der Untersuchung des Erkrankten findet sich eine fixierte d. h. nicht ausgleichbare Kyphose, die man im Vierfüßlerstand prüfen kann. Die Erkrankung trittwährend desHauptwachstums zwischen dem 8. und 13. Lebensjahr auf. Nur etwa 20 % der Jugendlichen haben im floriden (= stark entwickelten) Stadium Rückenschmerzen. Durch eine Gewebsminderwertigkeit der Wirbeldeckplatten kommt es zu einer Entwicklungsstörung der Wirbelsäule. Es entstehen die typischen Keilwirbel. Dazu kommen unregelmäßige Konturierungen der Deck- und Bodenplatten mit umschriebenen Vorwölbungen des Zwischenwirbelabschnitts (Einbruch von Bandscheibengewebe in die Wirbelkörperspongiosa) als sogenannte Schmorl-Knötchen. Schmorl-Knötchen sind bis 1 cm große, grauweiße Herde in der Spongiosa (Schwammwerk aus Knochenbälkchen im Inneren des Knochens) des Wirbelkörpers. Das verlagerte Material besteht aus degenerativ veränderten und nekrotischen Anteilen des Nucleus pulposus (gallertiger Kern) und Anulus fibrosus (Faserring) der Bandscheibe.

Mechanische Faktoren (Überlastungen) wirken allenfalls als auslösende Momente, stellen aber nicht die eigentliche Ursache dar. Die Instabilität der Bandscheibe und des knöchernen Bandscheibenlagers wird, wahrscheinlich ähnlich wie beim Bandscheibenvorfall, durch eine mangelhafte Qualität des Bindegewebes (Ernährungsstörung, Defekte in der Kollagensynthese) verursacht.

Durch regelmäßige Gymnastik, Kräftigungsübungen und häufiges Schwimmen kann die Muskulatur in einem guten Trainingszustand gehalten werden. Dann treten auch keine Schmerzen auf.

Eine optimale Ernährung des Gewebes durch vitalstoffreiche Vollwertkost sollte selbstverständlich empfohlen werden.

Würde man die Kinder nach dem Stillen vollwertig ernähren und auf Medikamente während der Wachstumsphase (z. B. Antibiotika) verzichten, ließe sich die Krankheit wohl verhüten.

Literatur: Pädiatrie, Urban u. Fischer, 1. Aufl.