MTX (Methotrexat)

Frage:
Ich (weiblich, 58 Jahre) leide schon seit Jahren an schwerem Rheuma (chronische Polyarthritis). Der Rheumatologe empfiehlt mir jetzt eine immunsuppressive Therapie mit Methotrexat (MTX). Was halten Sie davon?

Antwort:
Methotrexat hemmt die Synthese von DNS-Bausteinen (DNS = Desoxyribonucleinsäure, Erbsubstanz). MTX ist ein Immunsuppressivum und Zytostatikum aus der Gruppe der Folsäureantagonisten (Folsäure-Antimetabolit). Zytostatika sind zellschädigende (toxische) Substanzen, welche besonders Zellen treffen, die auf die Zellteilung zustreben. Sich rasch teilende, bösartige Zellen werden also bevorzugt geschädigt.

Für die Bildung von Purin-Basen (Bausteine der DNS) ist Tetrahydrofolsäure (THF) nötig. Sie entsteht aus Folsäure (wasserlösliches Vitamin aus dem Vitamin B2-Komplex), unter anderem durch Einwirkung der Dihydrofolsäure-Reduktase. Methotrexat hemmt dieses Enzym. Die Zellen verarmen an Tetrahydrofolsäure. Die Synthese von DNS und RNS (Ribonucleinsäure) wird unterbrochen. Unerwünschte Wirkungen sind: Störungen der Hämatopoese (Blutbildung), Ulzerationen (Geschwüre) der Mundschleimhaut und des Magen-Darm-Traktes sowie Magen-Darm-Blutungen mit Perforationsgefahr. Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Nierenfunktionsstörungen, Blasenentzündung, Blasenschleimhautgeschwüre mit blutigem Urin, Schädigung der männlichen Samenzellen oder Menstruationsstörungen, Libidoverlust, Impotenz. Akute Lebernekrose, Leberzirrhose. Husten, Dyspnoe (Atemnot), Lungenentzündung, Lungenfibrose. Hautausschlag, Hautrötung, Juckreiz, erhöhte Lichtempfindlichkeit, Haarausfall, herpesähnliche Hautbläschen, Kopfschmerzen, Benommenheit, Sehstörungen, Schwindel, Wahrnehmungsstörungen, Verstimmungen, Krampfanfälle, Lähmungen, Psychosen, Schmerzen, Muskelschwäche, Kribbeln und Missempfindungen in den Extremitäten. Allergische Reaktionen bis zum anaphylaktischen Schock, Fieber, Immunsuppression, Stoffwechselstörungen, Osteoporose.

Anhand der langen Liste von teils schweren Nebenwirkungen wird ersichtlich, dass MTX zur Anti-Tumor-Therapie nur von Ärzten mit viel Erfahrung und nach strenger Abwägung der Nutzen-Risiko-Relation eingesetzt werden sollte. Als Antirheumatikum kommt Methotrexat bei mir in der Praxis nicht zum Einsatz. Wenn immer möglich, verzichte ich auf aggressive, nebenwirkungsreiche Arzneistoffe. Methotrexat ist ausgesprochen teratogen (Keim schädigend) und fetotoxisch, so dass eine Schwangerschaft unter und bis zu sechs Monaten nach MTX-Therapie sicher verhindert werden muss. Männer dürfen in dieser Zeit keine Kinder zeugen.

Literatur: Kurzlehrbuch Pharmakologie, Thieme, 2008