Untersuchung der Schilddrüse

Frage:
Lässt sich die Schilddrüse auch ohne Sonografie untersuchen?

Antwort:
Die Schilddrüse (Glandula thyroidea) liegt vor der Luftröhre am Unterrand des Kehlkopfes. Sie wiegt zwischen 15 und 60 g und besteht aus zwei durch eine Gewebebrücke (Isthmus) verbundene Lappen. Die Seitenlappen liegen beidseits der Luftröhre. Auf der Rückseite der Schilddrüse sind jeweils zwei Paar Nebenschilddrüsen (Glandulae parathyroideae) eingebettet. Die in der Schilddrüse gebildeten Hormone sind Thyroxin (T4), Trijodthyronin (T3) und Kalzitonin, das den Kalziumhaushalt beeinflusst. Eine Vergrößerung der Schilddrüse heißt Kropf (Struma), sie kann diffus oder knotig sein. Zur Feststellung der Organfunktion werden die Schilddrüsenwerte (TSH = Thyroidea-stimulierendes-Hormon, T3 = Trijodthyronin und T4 = Tetrajodthyronin = Thyroxin) im Blut bestimmt.

Schilddrüsenerkrankungen können sich in einer Veränderung der Größe und/oder in einer Störung der Funktion äußern. Die Schilddrüsenhormone steigern den Energiestoffwechsel, die Wärmeproduktion und den Sauerstoffverbrauch der Körperzellen. Sie sind notwendig für die normale körperliche und geistige Entwicklung des Menschen.

Zu Beginn der ärztlichen Untersuchung wird im Gespräch mit dem Patienten die Krankenvorgeschichte (Anamnese) erhoben. Die körperliche Untersuchung konzentriert sich auf die Inspektion (Betrachtung) und Palpation (Tastuntersuchung) der Schilddrüse. Man achtet auf Asymmetrie, Schwellungen und Narben, ferner auf Vergrößerung der Schilddrüse, Speicheldrüsen und alle sichtbaren Lymphknoten. Ist die Schilddrüse vergrößert, kann man sie gut sehen, wenn der Patient den Kopf nach hinten beugt. Die anschließende Palpation erfolgt mit beiden Händen. Der Untersucher steht hinter dem aufrecht sitzenden Patienten. Der Kopf wird nicht zurückgeneigt. Der untersuchende Arzt legt nun die Daumen in den Nacken des Patienten. Mit den übrigen Fingern tastet er ausgehend von der Mittellinie des Halses bis zum seitlichen Rand der Schilddrüse. Man reicht dem Patienten ein Glas Wasser, bittet ihn, einen Schluck in den Mund zu nehmen und dann bei leicht gestrecktem Hals zu schlucken. Beim Schlucken bewegt sich die Schilddrüse nach oben. Dabei bewegt man dann die Finger ein wenig nach jeder Seite, um nach den Schilddrüsenlappen zu tasten. Die Schilddrüse wird natürlich nicht nur von hinten palpiert, sondern auch von vorn. Man achtet auf Größe, Form, Symmetrie, Schmerzhaftigkeit und das Vorhandensein von Knoten. Die Schilddrüse kann in einzelnen Abschnitten knotig verändert oder als Ganzes vergrößert oder verhärtet sein. Bei Schwellung der Schilddrüse (= Struma) berichten die Patienten darüber, dass ihnen der Hemdkragen oder die Bluse zu eng wird.

In fortgeschrittenen Fällen klagen sie auch über Schluck- und schließlich über Atembeschwerden.

Bei vergrößerter Schilddrüse horcht man mit dem Stethoskop (Hörrohr) über den Seitenlappen, ob ein Schwirren wahrnehmbar ist. Ein lokalisiertes systolisches Schwirren kann bei Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) auftreten.

Die Möglichkeit zur Palpation der Schilddrüse variiert erheblich mit dem Habitus des Patienten. Bei einer dünnen Person ist sie gewöhnlich palpabel. Bei Fettleibigen mit untersetztem Hals ist es nahezu unmöglich sie zu finden.

Literatur: Anamnese und Befund, Thieme, 10. Aufl.

Autor: Dr. med. Jürgen Birmanns

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