Nebenniere

Frage:
Welche Funktion hat die Nebenniere?

Antwort:
Die Nebennieren befinden sich über den oberen Polen der beiden Nieren und sind in Fettgewebe eingebettet. Die Organe sind ca. 4–6 cm lang, 1–2 cm breit und 4–6 cm dick. Obwohl beide Nebennieren zusammen nur etwa 8–10 g wiegen, sind sie für unser Leben unbedingt wichtige und erforderliche innersekretorische Drüsen.

Bereits makroskopisch ist an der Schnittfläche eine Gliederung in Rinde und Mark zu erkennen. Die Gliederung in Mark und Rinde erklärt sich aus der Entwicklung des Organs. Die beiden Anteile haben verschiedenen embryologischen Ursprung, verschiedene Funktionen und einen unterschiedlichen Aufbau. Die Rinde entsteht aus dem Mesoderm (mittleres Keimblatt), das Mark aus der Neuralleiste (Neuroektoderm, äußeres Keimblatt).

Die Nebennierenrinde gliedert sich feingeweblich und funktionell in drei verschiedene Schichten. In der Nebennierenrinde werden Mineralokortikoide (Hauptvertreter: Aldosteron), die Glukokortikoide (Hauptvertreter: Cortison) und ein Teil der Geschlechtshormone (Androgene) hergestellt.

Mineralokortikoide beeinflussen den Wasser- und Elektrolythaushalt. Aldosteron vermindert die Natriumausscheidung der Niere und erhöht die Kaliumausscheidung. Insgesamt kommt es zu einer Steigerung des Blutdrucks über eine Erhöhung des Blutvolumens.

Kortisol führt zu einer vermehrten Bereitstellung von Kohlenhydraten durch eine dem Insulin entgegengesetzte Wirkung. Außerdem kommt es durch Kortisol zu folgenden Wirkungen: vermehrter Abbau von Eiweißen aus dem Muskelgewebe, Muskel- und Knochenabbau, Umverteilung des Fettgewebes mit Stammfettsucht, Unterdrückung der Immunabwehr, dadurch erhöhte Infektanfälligkeit, Vermehrung von Thrombozyten und Erythrozyten, Förderung einer Ulcusentstehung, Blutdrucksteigerung, entzündungshemmende Wirkung, Atrophie des Subkutangewebes.

Die Tätigkeit der Nebennierenrinde steht unter dem Einfluss des adrenokortikotropen Hormons (ACTH) des Hypophysenvorderlappens. In die Funktion der Rinde greifen aber auch sympathische Nerven ein.

Im Nebennierenmark werden die Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin gebildet. Katecholamine dienen der Bereitstellung von Energiereserven in Stresssituationen. Bei Stimulation des Nebennierenmarks wird ein Gemisch aus ca. 80 % Adrenalin und 20 % Noradrenalin sezerniert. Die Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin sind die Hauptüberträgerstoffe des sympathischen Teils des vegetativen Nervensystems und fördern alle Prozesse, die der Energiebereitstellung dienen: Erhöhung von Fettsäuren und Glukose im Blut, Erweiterung der Skelettmuskelarterien, Erweiterung der Bronchien, Zunahme der Herzfrequenz und Kontraktionskraft des Herzens. Der Blutfluss zu Muskel, Herz und Gehirn wird erhöht. Die Krankheiten der Nebennierenrinde können sowohl zu einer Über- als auch zu einer Unterfunktion führen. Eine Vermehrung der Glukokortikoide mit entsprechendem klinischen Erscheinungsbild wird als Morbus Cushing bezeichnet. Im Falle einer Nebenniereninsuffizienz spricht man von Morbus Addison.

Beim Phäochromozytom handelt es sich um einen katecholaminproduzierenden Tumor (Sekretion von Adrenalin und Noradrenalin) im Nebennierenmark.

Literatur: Zelle – Organ – Mensch, Urban u. Fischer, 1. Aufl.

Autor: Dr. med. Jürgen Birmanns