Wer war Paracelsus?

Frage:
Als ich letztes Jahr in Lahnstein das Grundlagenseminar besuchte, entdeckte ich am Eingang des Bruker-Hauses eine Tafel mit einem Zitat von Paracelsus. Wer war dieser Mann?

Antwort:
Theophrastus Bombastus von Hohenheim (1493 – 1541), bekannt als Paracelsus, gehörte zu den bedeutendsten Persönlichkeiten in der Gruppe der Medizinkritiker des 16. ahrhunderts.
Paracelsus wurde 1493 in Einsiedeln in der Schweiz geboren. Sein Vater unterrichtete ihn in Mineralogie, Botanik und Naturphilosophie. Später studierte er bei bekannten Geistlichen und an italienischen Universitäten. Er unternahm viele Reisen und ließ sich schließlich in Basel nieder, wo er zunächst sehr erfolgreich Medizin praktizierte. 1527 wurde er zum Professor und Gemeindearzt ernannt, doch schon im Jahr darauf wegen seiner extremen Ansichten und seinem rebellischen Verhalten von seinen Pflichten entbunden und aus der Stadt verwiesen. Er sprach der herrschenden hippokratisch-galenistischen Medizin die Geltung ab. In einer Vorlesungsankündigung tat er kund: »Wer weiß es denn nicht, dass die meisten Ärzte heutiger Zeit zum größten Schaden der Kranken in übelster Weise danebengegriffen haben, da sie allzu sklavisch am Worte des Hippokrates, Galenos und
Avicienna und anderen geklebt haben.« Seine eigenen Lehrbücher seien nicht aus anderen Autoren »zusammengestellt«, sondern vermittelten das, was ihn die höchste Lehrerin Erfahrung (experiénta) und »eigene Arbeit« (labor) gelehrt hätten. Paracelsus trat gegen die festgemauerte Tradition auf. Einer seiner Wahlsprüche lautete: »Alterius non sit, qui suus esse potest.« (Keinem anderen sei hörig, wer sein eigener Herr sein kann). Ein wichtiger
Grundsatz seines Werks war die Forderung an den Arzt, tugendhaft zu sein. Von Paracelsus stammt auch die Lehre vom Archaeus, dem inneren Arzt. Paracelsus soll auch selber zu Wort
kommen: »Was ist Glück anderes, als Ordnung halten mit Wissenheit der Natur? Was ist Unglück anderes, als wider die Ordnung ein Einbruch in die Natur? Wir haben unsere Ordnung in der Natur. So dann alles das, so der Mensch tut und tun soll, das soll er tun aus dem Licht der Natur. Denn das Licht der Natur ist allein die Vernunft und nichts anderes. Wer die Geheimnisse in der Natur verstehen will, muss ihr folgen. Der Arzt soll wissen, worauf die Natur hinaus will, denn sie ist der erste Arzt, der Herr gleichsam, während der Arzt der Diener der Natur ist . . . Der ärztlichen Kunst Übung liegt im Herzen. Ist dein Herz falsch, so ist auch der Arzt in dir falsch, ist es gerecht, so ist auch der Arzt gerecht. Ohne Liebe wird kein wahrer Arzt geboren . . .« Weiter sagt Paracelsus: »Das Höchste, was wir Ärzte an uns haben, ist unsere Kunst. Nachfolgend, das dem gleich ist, ist die Liebe. Denn die Liebe ist es, die Kunst lehret, und außerhalb derselbigen wird kein Arzt geboren!« Schon früh mit 48 Jahren musste er 1541 fast gänzlich mittellos sterben. Die näheren Umstände seines Todes sind ungeklärt geblieben. Paracelsus wurde auf einem Armenfriedhof in Salzburg bestattet. Sein Grabstein trägt eine lateinische Inschrift, die übersetzt lautet: »Hier liegt Philippus Theophrastus, der berühmte Doktor der Heilkunde, der fürchterliche Wunden, Lepra, Podagra (Fußgicht), Wassersucht und andere unheilbare Krankheiten mit wunderbarer Kunst heilte und seine Güter der Verteilung unter die Armen bestimmte.«

Literatur: Fortschritte der Medizin, Spektrum, 2010